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Künstlers die drei herrlichen Blätter, welche hier zum erstenmale in Facsimile
erscheinen, und hat damit den Hauptvertreter der Pre-Raphaelite Painters
würdig und charakteristisch repräsentirt. Die „Albertina" ist bis heute auch
die einzige Stätte in Wien, an welcher Originalzeichnungen von Bume-
Jones zu finden sind.
JEAN BAPTISTE CLAUDE ODIOT 54b VON
HEINRICH MODERN-WIEN Sie
die unter den alten Schätzen französischer
Goldschmiedekunst vernichtend aufgeräumt
hatte, brach unter dem prunkvollen Regime
Napoleons eine neue grosse Epoche der Gold-
schmiedekunst in Frankreich an, deren hervor-
ragendster Träger Jean Baptiste Claude Odiot
(1763 bis 1850) war.
Vom Jahre 1798 bis zum Jahre 1827, in
welchem sich Odiot ins Privatleben zurück-
zog, stellte er ununterbrochen in den Industrie-
ausstellungen aus und erhielt jedesmal die goldene Medaille. Napoleon
bestellte bei ihm 1808 ein herrliches Vermeilservice für seine Mutter Lätitia,
die Stadt Paris 1810 eine in ihrer Art einzige Toilette für die Kaiserin
Maria Louise und 1811 die Wiege des Königs von Rom; letztere Arbeiten
wurden nach Entwürfen Pierre Prudhon's von Odiot gemeinschaftlich mit
Thomire ausgeführt.
Von diesen berühmten Meisterwerken des Empirestils hat sich nur die
Wiege des Herzogs von Reichstadt erhalten. Das Service der „Madame
mere" ist spurlos verschwunden, die Toilette der Kaiserin wurde in Parma
über ihren Auftrag vom Grafen Bombelles aus Anlass einer Choleraepidemie
zur Unterstützung von Kranken und deren Familien 1831 eingeschmolzen.
Die Wiege des Königs von Rom befindet sich aber, wie jeder Wiener weiss,
in der kaiserlichen Schatzkammer und wurde kürzlich zur Weltausstellung
nach Paris gesendet. Diese Ausstellung der historischen Wiege in Paris
wird eine falsche Legende, die seit Jahrzehnten unter den französischen
Kunstschriftstellern cursirt, gründlich zerstören. Paul Mantz, Charles Clement,
Henri Havard geben an, dass diese Wiege sich in Paris im Musee des
souverains oder im Mobilier national befinde.
Sie verwechseln beständig die Wiege des Herzogs von Bordeaux
(Grafen von Chambord) mit der Wiege des Herzogs von Reichstadt, welch
erstere nur die zwei getriebenen Silberreliefs Odiots in Nachbildungen trägt;
sonst aber haben diese Wiegen weder in der Form noch in der Decoration
irgend etwas Gemeinsames. Dieser Irrthum der französischen Kunstschrift-