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AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN SIP VON
LUDWIG HEVESI-WIEN SAP
GEMÄLDE IM JÜSTIZPALAST. Der Festsaal im Justizpalast hat nun auch
seine Bilder erhalten. Es sind ihrer drei: eine grosse Allegorie für das Mittelfeld
der Decke und zwei halbkreisfönnige für die Lunetten der beiden Schmalseiten. Das
PonrSt-Ständer aus Holz,
XVIII. Jahrhundert
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erstere fiel im Wege des Wettbewerbes an Maximilian Lenz, die beiden anderen an
Karl Peyfuss. Die Bilder sind in Öl auf Leinwand gemalt. Die Lenz'sche Scene, in einer
Höhe von u Metern angebracht, ist fast 5 Meter hoch und über 5 Meter breit. Sie stellt
die „Urtheilssprechung" vor, der aber noch zwei Episoden beigegeben sind. Der Schauplatz
ist eine Loggia, die sich nach einer weiten Landschaft mit Hügeln und grossen Bäuxnen
öEnet. Ein etwas bewülkter Tageshimmel giesst sein ruhiges Licht auf die ernste Scene.
Draussen die Idylle der harmlosen Natur, drinnen die Tragik des harmvollen Menschen-
lebens. Die Hauptgruppe baut sich in der Mitte der Loggia auf, zwischen zwei strengen
Marmorlöwen, über einer Flucht rother Stufen, die zum Richterstuhle aus schwärzlieh-
grünem Marmor führen. Hinter dem Stuhle steigt ein breiter Pfeiler auf, aus dessen
Goldmosailr sich der schwarze Doppeladler hervorhebt. Durch den dunklen Leib des
heraldischen Vogels legt sich in Kreuzform ein lichter Schein, der aus dem hellen Nimbus
der Justitia nach oben ausstrahlt. Es ist damit der göttliche Einschlag in die menschliche
Gerechtigkeit symbolisirt. Die Justitia ist eine hohe majestätische Gestalt, die aufrecht
vor dem Stuhle steht. Sie trägt über silberblauem Kleide einen langen, violetten, röthlich
schattenden, dunkelroth gefütterten Talar. Er wallt in langen, einfachen Falten nieder,
nach unten hin immer mehr geöffnet, und von den beiden, hoch aufgereckten Armen,
denn sie bricht eben über ihrem Haupte den Stab, fallen die Ärmel rechts und links in
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