Monstranze von Kanischbauer
zwei gewaltigen Bauschen nieder.
Geberde und Faltenwurf steigern
noch den Begriff des Aufrechten bis
zu strenger monumentaler Grösse.
Unwillkürlich denkt man daran, wie
bedeutend diese Figur in Mosaik
wirken würde. Zu Füssen des
Thrones steht links der Richter. Ein
hoher, schlanker Mann mit schwarz-
bärtigem Profil (Maler Roller diente
als Modell), im schwarzen Talar
und Barett des jetzigen Richter-
ornats. Er hät das aufgeschlagene
Gesetzbuch in den Händen. Rechts
vorne sinkt der Verurtheilte, ein
junger blonder Mann, an die Brust
seines alten Vaters, der ihm ver-
zeiht. Im Hintergrunde sind zwei
Episoden eingeschaltet. Rechts der
Civilrichter, der den Hilflosen und
Verwaisten beisteht, links der
Geschwornentisch, wo eben der
Obmann das Wort an die Geschwor-
nen richtet. Ausser der Einfachheit
und Klarheit der Cornposition trägt
noch die Malweise viel zur glück-
lichen Wirkung des Bildes bei. Es
gibt da keine schweren Krusten,
sondern die Farbe ist in moderner
Weise, wie etwa bei Henri Martin,
in markiger, breiter Striehelarbeit
aufgesetzt. Alles hat dadurch
Flimmer und wirkt luftig; selbst
die schwarzen Amtsgewänder lösen
sich in bläuliche Lufttöne. Abends,
bei elektrischer Beleuchtung, wo
auch die grossen Öffnungen der
Fensterwand die Bildwirkung nicht
stören, kommt dies besonders zur Geltung. Die Peyfuss'schen Lunettenbilder sind sorg-
faltige, süsse, glatte Malereien in herkömmlicher Weise. Sie stellen die ältere und die
moderne Rechtspiiege dar. Auf dem einen Bilde sieht man ein „Ordal"; der Angeklagte
hält die Hände über ein Feuer, während eine lichte Gestalt, einen Lilienstengel in der
einen Hand, herbeischwebt und ihm mit der anderen das Kreuz entgegenhält. Das
andere Bild zeigt einen Rechtsgelehrten am Studirtisch, gleichfalls von einem hell
gekleideten Genius heimgesucht.
ADAM KUNZ. In der Galerie Miethke interessirt eine bedeutende Ausstellung
o von 32 Werken dieses treiflichen, jetzt ein wenig verschollenen Malers. Er ist
1857 in Wien geboren und hat sich hauptsächlich in München, unter Lenbachs Einfluss
entwickelt. An die Oberfläche kam er 1878 mit einem grossen Stilleben, in dem ein
Schinken die Hauptrolle spielt; es gelangte später in die Sammlung Demidoü" zu Florenz.