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in den meisten Fällen ziehen die Weiber den kürzeren. Im Oberlande ist statt dessen
die „Krapfengarb" üblich. Da schleicht sich der „Weidbub" in die Küche, zieht ein
Büschelchen Garben hervor und schlägt damit auf alle Töpfe und Schmalzpfannen loS,
daß die Körnlein spritzen. Sv viele deren auf dem Herde und in den Geschirren gefunden
werden, so viele Krapfen müssen dann beim „Stadlhahn" auf den Tisch kommen; damit es
aber ihrer nicht gar zu viele werden, suchen Bäuerin und Küchenmagd dem Buben so rasch
als möglich das Garbenbüschel zu entreißen.
Die „Brechelhütten" werden von den Männern und selbst von den Burschen des
Tags über gerne umgangen, denn die Zungen der Frauenspersonen nehmen da bei der
Arbeit ihren freien Schwung. Dafür aber geht es Abends, wenn das „Brechelmahl" ans
den Tisch kommt, desto lustiger her, wird wacker getanzt, werden Spiele aufgeführt und
selbst Juxpredigten gehalten. In Mittelsteier tischt man hier und da unter anderen Speisen
auch eine „Brechelhenne" ans. Im Oberlande erscheint nach der Mahlzeit eine verdeckte
Schüssel auf dem Tisch, gefüllt mit Äpfeln, Nüssen, Blumen und Brenncsseln; wer die
meisten Äpfel und Nüsse erhascht, ist der „Brechel-" oder „Nußkvnig" und hat das
Vorrecht des Ehrentanzes mit der „Brechelbraut", gewöhnlich eine Tochter des Hanfes.
Die „Brechlerinnen" erhalten auch vom „Brechelbauern" ein Büschel feinen Flachs, das
sogenannte „Reistengeschenk".
Die „Spinnabende" bieten dem jungen Volke vielfache Gelegenheit zu geselligen
und traulichen Zusammenkünften, desgleichen im Mittellande das „Federschleißen" und
„Watzschülen"'. Hierbei überwachen wohl die Bauersleute das Treiben des lustigen
Völkleins, zumal wenn sie selbst erwachsene Töchter haben, aber sie nehmen nur geringen
oder gar keinen Antheil an den Belustigungen der jungen Leute. Dafür aber liebt es der
Landmann an Sonn- und Feiertagen in den „Hcimgarten" zu gehen, das heißt er besucht
einen Nachbarn, bei dem er noch andere seinesgleichen findet und mit denen er einige
Stunden plaudernd verbringt; selbstverständlich gehen auch die Hausfrauen gern
„hoamgaschtln", wie es der Ennsthaler nennt.
Große Sorgfalt wird in den Gebirgsgegenden der Alpenwirthschaft zugewendet
und gilt alles, was hierüber bezüglich der oberösterreichischen Almen gesagt wurde, auch
für die Steiermark. Im oberen Ennsthale gehört die „Fötlmilch", welche am Tage der
Auf- und Abfahrt gemolken wird, den Armen — das bringt der „Schwoagrin" Glück.
Einen reizenden Anblick gewährt im Salzkammergut, dessen Alpenhütten sich durch
besondere Sauberkeit anszeichnen, die Fahrt der schmucken „Almerinnen" über den Grundel
see, wenn sie im Herbst an Samstagen von den „Niederalmen" Herabkommen, um ihre
Erzeugnisse, Butter und „Schotten", dem Dienstherrn zu überbringen und Tags darauf
Enthüllen der Maiskolben.