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feineres Unterscheidungsvermögen. Bei Laszlös Bildern tritt zu den Vorzügen
seiner österreichisch-ungarischen Heimat noch eine neue modernste Note:
der angelsächsische Zug nonchalanter Eleganz. Die Biographie und der
Entwicklungsgang des
Künstlers mögen zeigen,
wie diese Elemente der
Reihe nach in seinem
Schaffen hervortraten und
wie er es verstanden hat,
mit einer Freiheit und Selb-
ständigkeit, die wir sonst
nur an amerikanischen
Malern finden, die inter-
nationalen Einflüsse mo-
derner Kunst zu einer
neuen ihm eigenen Kunst
zu verschmelzen.
Filipp E. Läszlö wurde
zu Budapest imjahre 186g
geboren. Er ist in fast ärm-
lichen Verhältnissen auf-
gewachsen und soll, bevor
er sich der freien Kunst
widmen konnte, bei einem
Photographen gearbeitet
haben; das war jedenfalls
keine üble vorbereitende
Beobachtungsschule. Den
ersten künstlerischen Un-
terricht erhielt der Knabe
in der Staats-Zeichen-
schule unter Anleitung der
Professoren Bertalan Sze-
F. E. Läszlö, Mrs. G. und ihr Knnbe und Karl Lotz_ Er
ging dann nach München,
wo er zwei Jahre bei Alexander Lietzenmayer studirte. Er scheint durch
diesen vortrefflichen Mann auf das Fach der Genremalerei hingelenkt worden
zu sein. Wenigstens kenne ich aus jener Z__eit einige Bilder („Im Münchener
Biergarten", „Die erste Waschung", „Invaliden im Park"), die nicht
schlechter sind als die beliebtesten Werke dieser überlebten Gattung; sie sind
in illustrirten Zeitschriften oft abgebildet worden, eines ist sogar von einer
öffentlichen Galerie angekauft worden.
Erst in Paris kam der junge Maler ins moderne Fahrwasser. Er arbeitete
bei Lefebvre und Benjamin Constant, aber grösseren Einfluss übte auf ihn