Ihr, die ihr geboren wurdet,
ihr, die ihr liebt, die ihr in
schönen Illusionen lebt, die
ihr in das Grab steigt, -
lasset jegliche Hoffnung.
Unterhalb dieser drei Ge-
stalten aber, vor dem Tym-
panon, sitzt der Poet, eine
bewundernswerte, an den
„Pensieroso" Michel An-
gelos erinnernde Gestalt, rnit
geschmeidigen Schultern,
das Haupt mit dem robusten
Arme unterstützend, Ent-
schlossenheit im Ausdruck,
mit gekräuselter Stirne. Er
betrachtet das Elend, das
sich zu seinen Füssen auf-
rollt, er denkt über die
Geheimnisse des Lebens
nach . . . .
Ursprünglich hätten an
Stelle der drei Verzwei-
felnden zwei Statuen das
Thor überragen sollen, des
Adam (er wurde durch den
mit seinem Werke unzu-
friedenen Künstler zerstört)
und der Eva. Von dieser
war ein Bronzeabguss in
natürlicher Grösse im Salon w;
von 1899 ausgestellt; A. Rodin, Zeichnung m: an „Pfüfit a" Hölle"
Reductionen aus Bronze
oder aus Marmor existiren in privatem Besitze. Von etwas schweren
Formen, mächtigen fruchtbaren Hüften, pflanzt sich das erste Weib aufrecht
hin, seine Brust mit den Armen umfassend, wie durch das Lebens-
geheimnis erschreckt, dessen Vorgang sie in sich fühlt.
Der ganze Rodin ist in der so bedeutsamen Pforte enthalten:
scharfe Beobachtung alles Menschlichen, Erforschung der vollkommensten
Ausdrucksweise der zartesten Gefühle, Originalität der Composition,
Mächtigkeit der Schöpfung und Ausführung, Wahrheit der Formen. Und
nicht ohne Grund hat man den Künstler hinsichtlich der so intensiv
herben, tragischen Episoden dieses Poems der Verzweiflung als mit
Baudelaire verwandt bezeichnet (an den hauptsächlich die folgenden kleinen
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