ungestörter in die Welt der Töne. Zu
erwähnen wäre auch ein Relief am
Kamine, „singende Mädchen", vonTheo-
dor Charlemont, einem Bruder des Ma-
lers; das Stück war in diesem Jahre im
Gipsabguss im Wiener Künstlerhause
zu sehen und fesselte Kenner durch einen
keuschen, fast quatrocentoarügen Zug;
am Originale kommt noch die feine far-
bige Wirkung - Goldbronze auf Onyx
- hinzu. Das ausgezeichnete Bruckner-
bildnis rührt von Heinrich Schönchen in
München, die Hugo Wolf-Büste von
dem vielversprechenden Franz Seifert
in Wien her.
Was mir auch gef'a'llt, ist das un-
genirte Hineinstellen eines einfachen
schwarzen Flügels in den Raum. Ich
erinnere mich, in einem Wiener Musik-
zimmer, das einer der heute gefeiertsten
Architekten ausgestaltet hat, ein Clavier gesehen, oder vielmehr nicht
gesehen zu haben, das mit einem grossen rechteckigen Kasten umgeben
war. Der sich neben der Einziehung des Claviers ergebende freie Raum war
als Notenkasten verwendet, gewiss keine Einrichtung, die der Akustik zum
Vortheile gereicht. Ich fragte, warum das geschehen wäre; „nun, ein Clavier
ist doch immer hässlich", war die Antwort. Ich hatte das bis dahin nicht
gefunden; die schwungvolle, harfenarüge Linie hatte mich immer über-
zeugt. Im ungünstigsten Falle hätte ich die Sache eben mit einer Harfe,
einer Geige, selbst einem Fahrrade, einer Locomotive auf eine Stufe gestellt,
sozusagen jenseits von schön und hässlich. Nun, hier sieht man deutlich,
dass die Form zum mindesten in richtiger Verwendung unbedingt diesseits
von schön liegt. V
Mir scheint dieser Punkt charakteristisch für die Stimmung, die in dem
ganzen Hause liegt: ein feines Abfinden mit der bestehenden Welt, nichts
Umstürzlerisches, aber auch kein starres Festhalten der Überlieferung, ein
leises Sich-Melden kommender Zeiten.
So harrnoniren denn die eigentlichen Wohnräume des oberen
Geschosses mit ihrer zweckmässigen, an englische Vorbilder anklingenden
Einrichtung mit den Gesellschaftsräumen ganz trefflich, wenn sie auch
naturgemäss einfacher gehalten sind.
Der früher erwähnte hochmoderne Künstler hat in Wien auch das
Schlafzimmer einer Dame eingerichtet. Sollte es einem modernen
XIV. Ludwig gelüsten, sich mit einem feierlichen Lever lächerlich zu
machen, er hätte hier den Raum dazu. Dem Künstler war die
Villa Ginzkey, Luster