Frau Sucharda-Bouda,
Blumentopf aus gebranntem Thon (3. Preis) Blumentopf, gebrannt, mehrfarbig
anderen derartigen Scenen besser getroffen. Dann kommt die Zeit seiner endlosen Studien
über freie Luft und freies Licht. Es sind da ganz vorzügliche zu sehen, auch solche von
offenbar gar nicht beabsichtigter Güte, wo der Maler nur etwas mit einigen Tönen notiren
wollte und ein Meisterstück an sicherem Treff vollbrachte. Das Treffen der Farbentöne
ist oft bewunderungswürdig. Wiederholt taucht das bekannte Spiel der Sonnenflecken auf,
und jedesmal mit unwiderstehlichem Irrlichtreiz. In diesen Naturstudien ist ein Element
von Erfrischung, das in den Bildern oft genug verraucht. Aus der letzten Zeit (1899) ist
das grosse Ölbild: „Die Geschwister" da. Zwei Bauernkinder mit roth beklexten Backen,
blauen Augen und sandblondem Haar, in rothen Kleidern und grünlicher Umgebung.
Rasch und wuchtig hingefegte Farben, von einer unangenehmen Handhabung, mit der
man sich aber versöhnt, weil der Künstler so sicher weiss, was er will. Eine Reihe von
Pastellen enthält Dinge, die zu Liebermanns Bestem gehören. Zwei Hauptstücke sind im
Besitze des Fürsten Johann Liechtenstein. Das eine ist das mit Recht berühmte Bildnis
Gerhart Hauptmanns, wo das undeutliche Roth der Lippen und das unklare Blau der
Augen auf alle die graurosigen und blaugrauen Töne abzufärben scheinen, aus denen der
Teint dieses Antlitzes ineinander gewischt ist. Das ist in der That modernes Pastell, voll
Vibration; man möchte es einmal in Dresden zwischen die Rosalba Carrieras oder in Paris
neben La Tour gehängt sehen. Das andere Liechtenstein'sche Bild ist „Die strickende
Schäferin". Ein junges Mädchen steht bei ihren Schafen in den fahlen Dünen und strickt.
Das aufmerksame Profil hebt sich in ungewöhnlich feinem Umriss von einem hohen
Himmel, an dem der Maler alle seine Pinsel ausgewischt hat, aber mit einer leisen Fein-
heit, dass nur Spuren von all den Tönen ineinanderklingen. Und dann ist das Bild voll
Luftbewegung. Man sieht den Wind durch Alles wehen, auch durch die Farben, die er
ineinander zu fegen scheint. Die Pastellkunst Liebermanns ist übrigens sehr mannigfaltig.
Man gehe von diesem ganz sorgfältig und doch nicht schönthuerisch behandelten Bilde
zu der Scene „Mutter und Kind" (1898), das in grösster
Freiheit der Hand aus hellblauen, zinnoberrothen und
silbergrauen Tönen zusammengestrichelt ist und eine
Skizzenwirkung luftigster Art erreicht. Und dann zu der
Landschaft: „Im Sonnenschein", wo ein rnit Stickerei
beschäftigtes Mädchen bei ihren Kühen steht. Die
Grasiiächen sind ganz goldgelb von Sonne und die Baum-
schatten fliessen in diese breite Helligkeit hinein, wie
dunkle Bäche. Das Ganze ist aber in möglichst sammtiger
Weise vertrieben, ohne alles Strohige des Kreidestrichs,
so dass man den Eindruck hat, als sähe man die Scene
durch einen optischen Apparat an einen Leinwand-
schirm geworfen. Und dann wieder das vorzügliche
Blumentopf aus gebranntem Thon