darüber wurden als unzulässig erachtet, der Künstler musste sich in seinem zweiten Wachs-
modell schon stark vereinfachen. Er opferte die ganze schutzilehende Familie undverwandelte
den Allongen-Imperator in eine siegreiche nackte Gestalt, deren Realismus besser zu der der
Titanen stimmte. Diese, anfangs noch kampfbewegt und auch durch politisches Beiwerk
(Krone, Fasces u. s.w.) mehr ins Barocke fallend, wurde schliesslich in eine typischere Kraft-
gestalt von mehr antiker Formulirung verwandelt, „eine Art Napoleon ohne die vulgäre,
gedrungene Gestalt des Bourgeois, der Kopf eines Elementarmenschen und der wundervolle
Aufbau einesAdelsleibes". Es ist allerdings ein„zeitloserMensch",an dem „die Verallgemei-
nerung mit einer gewissen Härte durchgeführt ist" und die Pose eine „gewollte Steife" hat.
(Wir erinnerten seinerzeit an das archaisch gebundene Schreiten des Apollo von Tenea.)
In diesem Sinne ist auch die „Ähnlichkeit mit dem Modellindividuum" aufgegeben und
die „Ideali-igur" hat nur noch den „potenzirten Ausdruck der Verachtung, die das Oben
für das Unten hat, in dem gegründeten Glauben an die eigene Ewigkeit". So ist die
Composition nach und nach ganz einheitlich geworden, und eine „Scene" mit einem
„Vorgang", wie sie Hellrner immer macht, sogar in seiner Schindler-Statue, die ein Aus-
ruhen auf dem Spaziergange darstellt, unter Mitwirkung der umgebenden Natur. Das
Buch wird gewiss Beachtung finden, schon als indirectes Selbstbekenntnis eines bedeu-
tenden Künstlers, als was es ja implicite zu betrachten ist und als erklärende Vertheidigung
gewisser Schwächen des Werkes.
ONDS ZUR AUFSTELLUNG IDEALER PLASTIK. Das Beispiel des
Auslandes wirkt immer mehr auf unsere Künstler. Sie werden praktischer und es regt
sich in ihnen ein Geist der Initiative. Wenn in Paris Bartholome sein „Monument aux
Morts" und in Brüssel Lambeaux seine„Passions humaines" ohne Auftrag unternimmt und
diesen erst hinterher erhält, so ist das jugendlicher Wagemuth, zu dem ein anderer nicht
verpflichtet ist. Wohl aber können sich die Künstler im Kleineren helfen. Die Secession
hat die Errichtung von Künstlerdenkmälern angeregt, die Künstlergenossenschaft will nun
die andere Seite der Plastik, die „ideale" pflegen. Im Auslande wimmeln Gärten und Plätze
von plastischen Gebilden, die theils von Privaten, theils vorn Staate gewidmet sind. Man
stellt sie in die Loggia dei Lanzi, wie Fedis „Raub der Polyxena", oder in den Tuilerien-
garten, wie so viele Werke von Barye, Pradier u. a., oder in die Museumsanlagen von
Stockholm, wie Molins „Gürtelkämpfew und so fort. Bei uns konnte solche Plastik bisher
höchstens in der Form eines Brunnens (Donauweibchen, Gänsemädchen), also unter
Vorschützung eines praktischen Zweckes, zur Aufstellung gelangen. Als Dürnbauer seine
kraftvolle Gruppe: „Kampf ums Dasein" ausgestellt hatte, war der Ruf einstimmig: „Wie
schade, dass das nicht in einer unserer Anlagen stehen wird!" Jetzt befindet sich jakob
Gruber mit seinen „verschütteten Bergleuten" in dem nämlichen Falle; Krupp hat ihm die
Gruppe auf alle Fälle gegossen, nun wartet sie, ob sich Verwendung finde. Mit Strassers
„Marc Anton" dürfte endlich auch für Wien das Eis gebrochen werden. Einstweilen haben
sechzig Mitglieder der Künstlergenossenschah in einer Vollversammlung dieser Körper-
schah den Antrag zur Schaffung eines Fonds für solche Plastik eingebracht. Keine Zweck-
plastik, sondern reine Zierplastik, die, indem sie „selbst sich schmückt, auch den Garten
schmückt." Ohne Zweifel wird Wien im nächsten Jahrzehnt, das so viele neue Strassen-
bildungen mit sich bringen soll, Verwendung für solche Kunstwerke haben. Die Antrag-
steller denken sich einen Fonds, aus dessen Erträgnissen alle zwei oder drei Jahre ein
solches Werk zu beschaffen wäre. Die Genossenschaft hat sich auch mit einem Memoran-
dum an den Unterrichtsminister gewendet und um Förderung von oben gebeten.
KLEINE NACHRICHTEN Sl-
RAG. Das Interesse, welches dem künstlerischen Aufschwungs der Töpferkunst
allenthalben zugewendet wird, hat auch in den Prager Künstler- und Fachkreisen
fruchtbaren Boden gefunden. Es sei nur beispielsweise auf die Versuche des Professors