Die Sammlungen von Goldschmiede-, Bijouterie-, und Emailarbeiten wurden
gesichtet, nach Zeit und Provenienz geordnet in zweckentsprechender Weise aufgestellt
und beschrieben. Unter den Vermehrungen, welche die Sammlungen durch Geschenke
und Ankäufe erfuhren, hob der Bericht namentlich die Zuweisung von Seite des
k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht, eine Gruppe von Cifariello „Christus und
Magdalena" hervor, ferner von Dr. Albert Figdor einige vergoldete Sitzmöbel aus der
Zeit Louis XVI. und des Empire und einige Glasarbeiten im Genre Tiffany von Max
Ritter von Spaun.
Als bemerkenswerte Ankäufe werden unter anderem die Collectionen von keramischen
Erzeugnissen von Clement Massier, Martin Brothers, W. Rathbone und De Morgan
erwähnt, ferner eine süditalische antike Vase, moderne Bucheinbände von St. Andre
in Paris und Anderes.
Von den im Museum veranstalteten Ausstellungen war die bedeutendste die
Winterausstellung, die am 5. December durch einen Besuch Seiner Majestät des Kaisers
ausgezeichnet wurde. An dieser Ausstellung haben sich x76 Kunstgewerbetreibende
- davon x40 in Wien, 36 in der Provinz-betheiligt. Das Gesammterträgnis an
Verkäufen, welche die Aussteller im Museum während des Kalenderjahres x89o bis zum
Schlusse der Ausstellung zu verzeichnen hatten, belief sich auf 32.650 ü.
Ferner fand eine Ausstellung englischer Schülerarbeiten, eine Wanderausstellung
von Holzschnitten des Centralvereins für das Buchgewerbe, eine Ausstellung der
anlässlich des Allerhöchsten Regierungsjubiläums angefertigten l-luldigungsadressen, von
Concurrenzentwürfen für die Kaiser Jubiläums-Kirche, eine Ausstellung von Spitzen, von
Plakaten für die Pelikanfarben, von Studien des Herrn v. Berlepsch, sowie eine Ausstellung
bedruckter Stoffe statt, und überdies wurden zwölf kleinere Ausstellungen veranstaltet.
Von den auswärts veranstalteten Ausstellungen ist vor allem die Kunstgewerbe-
ausstellungin St. Petersburg zunennen, an dersich 94 Ausstellerbetheiligten, ferner eine Reihe
von Ausstellungen in grösseren Provinzialstädten, wie im Briinner Mährischen Gewerbe-
museum und in den Gewerbemuseen von Budweis, Königgrätz, Reichenberg und
Troppau.
Überdies wurden siebzehn Fachschulen mit Mustern und Vorbildern versehen.
Im Monate December fand eine Concurrenz für Entwürfe von kunstgewerblichen
Objecten mit Preisen aus dem I-Ioftiteltaxfonde statt, die sich auf die Einrichtung eines
Wohnzimmers für einen verheirateten Arbeiter, auf ein Porzellan- und ein Glasservice,
sowie ein Leinen-Damast-Tischzeug für zwölf Personen bezog.
In der Zeit vom u. Jänner bis 22. März wurden vier Vortrags-Cyklen zu je finf
Vorträgen im Museum veranstaltet, deren Gesammt-Frequenz sich auf 3799 Personen
belief.
Die Bibliothek erhielt einen Zuwachs von x66 Werken, ihr Bestand belief sich
Ende x89g auf x2.4o4 Nummern. Die Zahl der Bibliotheksbesucher betrug 15.524. Die
Verleihungen von Büchern und Vorlagen nach auswärts an Schulen, Kunstgewerbe-
treibende und Private in Wien und in den Provinzen erreichte die Höhe von 2.024 Posten.
Zu den bedeutendsten Vermehrungen der Büchersammlung zählen das Prachtwerk
von Lambert und Gille über Versailles und die beiden Trianons, zu Bände Original-
Reproductionen japanischer Stoffmuster in Buntdruck, Wallis Persian Ceramik Art in the
Godman Collection und andere.
Die Kunstblätter-Sammlung wurde im Jahre 189g um 908 Blätter vermehrt.
Besonders zu erwähnen sind 27 prächtige Farbenholzschnitte der Hauptmeister des
japanischen Buntdruckes und 393 Blätter photographischer Aufnahmen der schönsten
Elfenbein- und Emailarbeiten in den Pariser öffentlichen Sammlungen.
Die Zahl der Besucher des Museums betrug im Jahre 1899 112.942, davon kommen
auf die Sammlungen und Ausstellungen 93.619, auf die Bibliothek x5.524, der Rest auf
die Vorlesungen.