ANN MAN AUS BÜCHERN MALEN
LERNEN? - Diese Frage wird trotz alledem
und alledem noch immer aufgeworfen. Uns scheint sie
unklar gestellt. So, wie sie doch eigentlich aufzufassen
ist, sollte sie vielleicht besser lauten: Kann das, was die
Malerei Überlieferbares hat, aus einem Buchtexte erlernt
werden? - Wohlgemerkt, nur das Überlieferbare, und
dieses wieder nur aus einem Buchtexte. Da werden
wir freilich zugeben müssen, dass trotz einer solchen
Einschränkung der Aufgabe das Mittel zu ihrer Lösung
doch unzureichend ist.
Anders steht die Sache, wenn nur ein bedeutender
Theil des rein Praktischen der Malerei, ohne das
gesprochene W011: und das lebende Beispiel übermittelt
werden soll. Den positiven Beweis liefert Ludwig Hans
Fischer mit seiner schon vor einiger Zeit erschienenen
Schrift} die in ihrer Art ganz einzig genannt werden
muss. Auch der Laie muss beim Durchblättern des
mässig starken Octavbandes die Überzeugung gewinnen,
dass hier so viel geboten wird, als ein tüchtiger Lehrer
_ in nicht gar kurzer Zeit und mit nicht geringem Eifer dem
wasserws, (Fa D„w,s) angehenden Maler beibringen kann und w den Ernstfall
Bing s: Gryfndahl (Kopenhagen) vorausgesetzt - auch beibringen muss. Auch der Maler
muss wie jeder andere Künstler zunächst das kennen
und verstehen lernen, was zum handwerklichen Theil seiner Thätigkeit gehört; er muss der
materiellen Seite seiner Aufgabe die nöthige Aufmerksamkeit schenken, soll er nicht über
kurz oder lang ein um das anderemal Schiffbruch leiden. Heutzutage ist bei der Überfülle des
Materials, das dem Maler angeboten und angepriesen
wird, mehr als je ein Rathgeber von nöthen, der seine
guten und schlechten Erfahrungen,die er mit den Waren-
vorräthen der Farben- und Requisitenhändler gemacht
hat, sine ira et studio mittheilt; der auch Aufschluss
darüber gibt, was überhaupt mit den besten Mitteln tech-
nisch zu erreichen ist. Dass dies nicht durch einen
blossen Text geschehen kann, ist einleuchtend. So hat
denn auch der Autor ausser durch die klarsten, sach-
lichsten Unterweisungen nicht nur durch instructive Ab-
bildungen, sondern auch durch beigebundene Muster in
natura(Farben, Malgründe etc.) die Sache so anschaulich
gemacht, als dies nur ein erfahrener Lehrer durch De-
monstration und mündliche Erklärung imstande ist. Er
hat insbesondere sein Augenmerk auch auf das Metho-
dische gerichtet und hiebei das, was auf verschiedenen
Wegen, verschiedenartig charakterisirt, erreichbar ist,
durch treffliche, auch farbige, theilweise photomecha-
nisch hergestellte Abbildungen vor Augen geführt.
Der Inhalt des Buches ist über sein Programm
hinaus noch erweitert; durch mancherlei Geschicht-
liches von nicht geringem Nutzen, durch Hinweis auf
die Erfahrungen bedeutender, auch zeitgenössischer
Meereswoge (usstellung Stockholm 1897)
" Die Technik der Ölmalerei. Wien, Gerolds Sohn. Bing Q Gxylndahl (Kopenhagen)