die Errungenschaften der Freilichtmalerei und des neu einsetzenden Natur-
studiums in ihrer reifen Form und Anwendung entgegen. Denken wir weiter
daran, dass die Arrneleutemalerei als Mode längst dahingegangen ist,
während Kalckreuths Bauernmalerei sich wie die eines Millet die Welt
erobert; so sehen wir erneut, dass das Wie und nicht das Was in der Kunst
entscheidet. Das Wie der Kalckreutlfschen Kunst aber ist Gesundheit,
Natürlichkeit, Vornehmheit, Grösse, Innerlichkeit, Poesie. Kein Zweifel, dass
seiner Kunst auch ethische Bedeutung zukommt. Ein Vautier und ein Breton
können uns erfreuen, ein Francois Millet, ein_Meunier, ein Kalckreuth flössen
uns abgesehen vom Künstlerischen Achtung und Ehrfurcht ein vor dem
Stande, der die Künstler zu solchen Thaten begeisterte, und diese Wirkung
ist mit rein künstlerischen Mitteln erzielt. Darin besteht die Grösse dieser
Kurist, und darin liegt die Bürgschaft, dass sie dauernde Bedeutung behalten
wird. Wie viel höher steht sie als jene jetzt so weit verbreitete Kunst, die
sich nur der „Motive" bedient, um daran die malerische Fertigkeit und Fähig-
keit zu zeigen, und die das Gegentheil ist vom Einfachen und Naiven!
GLAS UND KERAMIK AUF DER PARISER
WELTAUSSTELLUNG SIP VON W. FRED-
WIENSv
ER erzieherische Wert der Pariser Ausstellung liegt
wesentlich in den Centennal-Ausstellungen, die
in jeder Gruppe die Entwickelung der einzelnen
Techniken an gutgewählten Beispielen zu
zeigen imstande sind.
Für die französische Abtheilung kommt
noch ausserdem die retrospective Ausstellung
(im Petit Palais des Beaux Arts) in Betracht,
wo man, abgesehen von den bekannten Erzeug-
nissen des alten Sevres, auch noch seltene
Beispiele von merkwürdig mittelalterlicher
Glasindustrie sehen kann. Diese historischen Ausstellungen zeigen die
ungeheure Wandlung in den Formen und Farben des Glases von den ersten
Anfängen der Nutzglasbearbeitung bis zu den complicirten Ziergläsern, wie
sie die moderne Abtheilung der Franzosen und Amerikaner aufweist.
Jener Zug des modernen Kunstgewerbes aber, der die Durchdringung
jedes Gegenstandes des täglichen Gebrauches mit Schönheit verlangt, kommt
gerade in der Glasindusu-ie nur spärlich zum Ausdrucke. Es ist das umso-
mehr verwunderlich, als die alte Krystallindustrie mannigfache Ansätze in
dieser Richtung zeigte, so dass man thatsächlich in den verschiedenen
historischen Ausstellungen und Museen weit künstlerische Trinkgläser und
Karaffen findet, als in den modernen Expositionen.