welche auf einer Wiese zwischen verkrüppelten Kopfweiden den
Reigen tanzen. Das Bild ist für die moderne Weise ungemein charak-
teristisch. Der moderne Realist will jedem hergebrachten Schönheitsideal
soweit als möglich aus
dem Wege gehen. Des-
halb die reizlose Compo-
sition der Landschaft und
diese öden verkrüppelten
Weidenbäume, wie sie in
der Kunst sonst nur als
Symbol einer melancho-
lischen Stimmung platz-
finden." Diese Worte
eines kühlen Kunst-
beobachters offenbaren
nur geringes Verständnis , . .
für das Kunstempfinden
Kalckreuths, indem sie
auf einen feindlichenWil- 5
len zurückführen, was 1
ebeninderkünstlerischen a
Empfindung lag.
Auf die blosse Abkehr
von dem herrschenden ;
Kunstideal, also etwas
Negatives, kann man 1
keine neue Kunst grün-
den. Kalckreuth malte .
eben diese (scheinbar) i
reizlose Landschaft -
einMotiv aus der Gegend 1
von Weimar - mit den
angeblich öden und ver-
krüppelten Weiden-
bäumen, weil sie seinem
künstlerischen Empfinden entsprach, weil sie ihm schön erschien. Und er
malte später aus demselben Grunde die schlesischen Landleute. Unzweifelhaft
richtig ist, dass Kalckreuths Art sich ganz entschieden von der Dorfpoesie
nach der Art Vautiers und Defreggers unterscheidet. Das liegt einestheils
an seiner Kunstauffassung, anderntheils aber auch am Menschenschlage.
Im schlesischen Flachlande sind Natur und Mensch noch eins, Armut ist
ihr Los, und die frühe harte Arbeit macht sie früh alt. Sehnige Kraft
kann man ihnen wohl nachrühmen, aber Schönheit nicht. Indes was heisst
schön? Als einst jemand den alten Israels fragte, ob er nie schöne Frauen
Leopold Graf Kalckreuth, „Kann nicht mehr mit"