portal in der Ungargasse sein Werk war, ist zweifellosJ Die beiden
oberwähnten Grafen nennt er zu wiederholtenmalen seine Gönner und
Beschützer; wahrscheinlich, dass es auch deren Vater, Graf Ferdinand
Bonaventura war. In einem Briefe vom n. März 1733 rühmt er sich, nun
schon 40 Jahre seine Kunst auszuüben. Der Beginn seiner Laufbahn fällt
somit in die Neunziger-Jahre des XVII. Jahrhunderts.
Im Jahre 168g hatte Graf Ferdinand Bonaventura an der Stelle, wo schon
seit 1470 die Familie ihr Haus gehabt} das Graf Karl 1624 durch einen Zubau
erweitert-t und die Türkenbelagerung arg geschädigt hatte, den Neubau
des Palastes begonnen. Möglich, dass mit den Plänen dazu, die der Graf
aber noch neun Jahre später, wo das Meiste, wie zum Beispiel die berühmte
Galastiege, schon fertig war, einem Pariser Baukünstler, dem als Louvre-
Architekten bekannten, von Levau und Lemercier stark beeinflussten Pierre
Cottart zur Begutachtung verlegte, 4 die glänzende Künstlercarriere
Johann Lucas von I-Iildebrandts ihren Anfang nahm. Was immer durch
Geburt und Rang eine hervorragende Stellung im damaligen Wien bekleidete,
gierig im Hause I-Iarrach aus und ein, so, wie die Tagebücher des Grafen
Ferdinand Bonaventura beweisen, Rüdiger von Starhemberg, Bischof Kollo-
nitsch, Eugen von Savoyen. Möglich, dass die Thätigkeit in diesem Hause
die Staffel bildete zu jener in Diensten des Helden von Turin und Oudenaerde,
von Ramillies und Malplaquet.
Wir erblicken Hildebrandt beim I-Iarrach-Palais auf einer Entwicklungs-
stufe, wo er die fremden Einflüsse noch nicht völlig in sich verarbeitet hatte,
sich noch vielfach an Muster der älteren und jüngeren Vergangenheit, zumal
an französische Vorbilder hält. In dem fünf Jahre später begonnenen Bau
des „Wunder-würdigen Kriegs- und Siegslagers", weit draussen am Abhange
des Wienerberges, hat er sich bekanntlich zu völliger Eigenart und damit
zur Unsterblichkeit durchgerungen.
Das Prachtportal in der Ungargasse ist längst vom Erdboden ver-
schwunden, die Saletta bis zur Unkenntlichkeit entstellt und umgebaut. Sie
enthält gegenwärtig das Porzellancabinet, sowie Wohnungen in der oberen
Etage; der nüchtern-prosaische Tract des Wintergartens, an der Stelle der
ehemaligen Mauer gegen die Schottenkirche zu aufgeführt, verbindet sie mit
dem Palais, das zur Rechten um ebensoviel verlängert wurde, als die Breite
des oberwähnten Annexbaues an der linken Seite, zum Treppenhause gehörig
und in seinem ursprünglichen Zustande bei Delsenbach und Kleiner
sichtbar, betrug. ,
1 „Im Garten zu Wien ist das Hauptthor zur Perfection kommen, welches die Ungzrgasse wohl
orniren rhui und weil Ihr. Excel]. der Herr Feld Marchal ohne Ihre. Excell. d. Consens resoluiren thut die Ver-
guldung der Wappen, hiemit schicke ich Ihr. Excell. den riss davon, ob er so recht sey oder ob mehr davon
muss vergoldt werden." 16. December 172g.
2 Vgl. Weiss. Alt- und Neu-Wien in seinen Bauwerken. Seite 95.
3 Siehe Realis, a. a. O.
5 „Habe einen gewissen Architekt, Mr. Contart genandt, holen lassen, der rnir einen riss oder dessein
über das garren gebfiu zu Bruck gemacht, mit denn habe ich darüber discurrin und ihrne auch den plan meines
Hauss zu Wienn gezeigt." Tagebuch, Paris xo. November xögß. Über Cottart vgl. Gurlirr, n. a. 0., 11., r.,
Seite x40, x50, x66.