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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 10)

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die mit ihr verbundene Kupferstichsammlung, für welche die Hertefsche 
Collection den Grundstock gegeben} um die Wende des Jahrhunderts durch 
den Grafen Johann Nepomuk Ernst (1756 bis 182g). Die Sammlungen der 
Grafen Thun, Truchsess, Fries und des Fürsten Dietrichstein, sowie die 
Sammlung Tallard lieferten Stücke dazu. Als sonstige Verkäufer erscheinen 
neben den Bartolotti, Roth, Gamorra, Goldmann, Kastlunger, Pallazy, 
Rossetti, Berner, Robera, Lasalle, Le Clerc, Artaria, auch Künstler, wie 
Kindermann, Langenhöfel, Stöber, Agricolaß Tschischka ist die Harrach- 
Galerie noch unbekannt} wohl aber erwähnen dieselbe Pezzl' und Schweick- 
hardt-"Letzterer hält sie für „weit grösser" als die „drei Zimmer umfassende" 
des gräflich Schönborn'schen Palais. Sie war früher in den Galaräumen 
untergebracht; die Säle, in denen sie sich sammt der Kupferstichsammlung 
gegenwärtig befindet, wurden erst in der oberwähnten „Restauration" für 
sie hergestellt. 
Wir haben die Geschichte der beiden bedeutendsten Männer des Hauses 
Harrach kennen gelernt und gesehen, wie ihre Kunst- und Prachtliebe von 
den Milieux, in denen ihre staatsmännische Thätigkeit sich bewegt, Ziel und 
Richtung empfangen. Wir haben die religiösen Stiftungen dieser beiden 
Grafen, inspirirt von der durch die Kunst eines Juan de las Roelas und 
Murillo in die Ätherregion der höchsten Ideale erhobenen spanischen 
Madonnengestalt und von dem Wunderwerke der neapolitanischen Kunst, 
dem Heiligthum des Santo Gennaro, obzwar sie unansehnlich von Gestalt 
erscheinen, als "bedeutende Denkmäler des geistigen Zustandes und der 
politischen Beziehungen Österreichs erkannt. Wir können nicht umhin, 
auch ihren Palast, den ihnen der grösste Meister der Profanbaukunst des 
damaligen Wien geschaffen, gleichwie das Belvedere, als ein lautsprechendes 
historisches Monument der grossen Epoche des spanischen Erbfolgekrieges 
zu erkennen. Und wer immer im Treppenhause des Palastes vor den 
Bildern Rossis in sinnender Betrachtung verweilt und aufmerksamen 
Blickes die Galerie durchwandert, dem wird diese Bedeutung des Gebäudes 
klar umrissen vor die Seele treten. Die Kunstströmungen und deren 
lneinanderfliessen zu beobachten, mag den kritischen Verstand beschäftigen 
und interessiren; aber der durch ein grossartiges Denkmal fortdauernd 
wehende Geist gewaltiger, vergangener Zeiten ist es, der die Phantasie am 
mächtigsten ergreift. 
l Die Topographie von Niederösterreich, II., Seite x18, macht daraus eine „I-Iertellfsche Sammlung". 
l Liste der seit x79; hinzugekommenen Bilder. Gräflich Harraclfsches Familienarcbiv. 
3 Kunst und Alterthum u. s. w., Seite 5:. 
4 A. a. 0., Seite 327 bis 3:8. 
5 Siehe a. a. 0., Seite 7g.
	        
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