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Felician Freiherr von Myrbach, Teppichentwurf, Christiansen, Teppichzntwurf,
ausgeführt von J. Ginzkey
Kunst, unseres Wissens zum erstenmale, in den Dienst der Teppichindustrie gestellt und
ein Werk geschaffen, das nicht nur ein echter Mucha, sondern vor allen Dingen ein echter
Teppich ist, in dem in unsere moderne Kunstsprache übersetzten Sinne der grossen,
schönen Vorbilder der orientalischen Teppiche. In ganz anderer Richtung, völlig unabhängig
von den Musterungsprincipien der orientalischen Teppiche, arbeitet Georg Sturm in
Amsterdam: der von ihm für Ginzkey entworfene Teppich weist eine breite Bordüre von
virtuos stilisirten Aronblättern auf, in deren Auffassung sich der feine Naturbeobachtungs-
sinn des Künstlers aufs Erfreulichste wiederspiegelt. Cbristiansen hat sich gleichfalls mit
einem prachtvollen grosslinigen Pflanzendecor eingestellt, der mit seiner ausgesprochenen
Direction von unten nach oben das Stück glücklich als Hängeteppich charakterisirt.
Dasselbe gilt von dem schönen Teppich, den Rudolf Hammel entworfen hat. Der genialste
Wurf unter den Ausstellungsobjecten Ginzkeys ist aber wohl der Schrnetterlingsflügel-
Teppich, den Baron Myrbach entworfen hat. Man möchte sagen, er sei aus Schmetterlings-
Hügeln gewebt. Das Stück gehört fraglos zu dem allerbesten, was die Moderne auf dern
Gebiete des Teppiches aufzuweisen hat -- auch in coloristischer Hinsicht. Unsere
Abbildungen können natürlich nicht den feinen Farbenschmelz weder dieses, noch der
anderen Stücke bringen. Und gerade darin liegt einer der I-Iauptvorziige der Ginzkey'schen
Arbeiten. Es ist geradezu wunderbar, wie Ginzkey die satte und doch so discrete Farben-
pracht des Myrbach'schen, die zarten Nuancirungen des Mucha'schen Entwurfes
wiederzugeben weiss. Mit derselben Präcision trifft er aber auch den Toncharakter alter
Vorbilder. Das gilt insbesondere von dem grossartigen Teppich nach altpersischem Muster,
der wohl den technischen Glanzpunkt der Ginzkey'schen Ausstellung bildet. F. M.