NEUE GALERIE '
DER STADT LINZ
WER HIERZULANDE DIE EUROPÄISCHE MALEREI DES 19. UND 20. jAHR-
I-IUNDERTS STUDIEREN WILL, FINDET DAZU IN WIEN KEINE GELE-
GENHEIT. ER MUSS NACH LINZ FAHREN UND DIE „NEUE GALERIE"
BESUCHEN. EIN FÜR DIE STELLUNG WIENS ALS KULTURZENTRUM
ALARMIER ENDER TATBESTAND!
RUCKSCHAU
U
AUSBL
(
ERNST KOLLER
Die neue Galerie der Stadt Lini wurde
1948 von Wolfgang Gurlitt unter Zus
grundelegung eigener Bestände in dem
zulnächst nur notdürftig adaptierten lin-
ken Brückenkopfgebäude, einer wenig
erfreulichen, barockisierenden Architek-
tur der Hillerperiode eröffnet; im Jahr
1953 entsehloß sich die Stadtverwaltung
von Linz in rühmcnswerter Weise, die
Sammlung Gurlitt in ihrer Gesamtheit
aufzukaufen und den vorhandenen
Grundstock van Gemälden des 19. und
20. Jahrhunderts durch Ankäufe syste-
matisch auszubauen. Als die Neue Ga-
lerie an der Jahreswende 1958[59 das
Jubiläum ihres zehnjährigen Bestehens
feiern konnte, hatte sie, nunmehr der
Leitung des bewährten Direktors Walter
Kasten anvertraut, längst ihr Experi-
mentalstadium überwunden und konnte
sich als einer der wenigen Kristallisa-
tionspunkte künstlerischen Lebens und
Sammelns in Österreich präsentieren.
Auch im 11. Bestandsjahr blieb sie
ihrem Grundsatzprogramm treu; in all
ihren Ausstellungen war sie bemüht,
zeitgenössische Kunst und modernes Le-
ben zusammenzuführen und auf dem
Gebiet der bildenden Kunst Brücken
zwischen den Nationen zu schlagen.
Von großer Wichtigkeit war die erste
Ausstellung 1959, die in Zusammcnara
heit mit dem Künstlerbund „Merz" zu-
standekam. Sie hieß „Kunst am Bau"
und hatte es sich zur Aufgabe gesetzt,
Architekten, Maler, Plastiker und Kunst-
gewerbler schon im Stadium der Pla-
nung eines Bauvorhabens zusammenzu-
bringen, um den so nachteiligen Fol-
gen der überall geübten Praxis des
„Freilassens" gewisser Flächen und
Raumeinheiten für Maler und Bildhauer
vorzubeugen, deren Gefahr" ja darin
liegt, daß die ausstattcnden Künstler
keinerlei Möglichkeit haben, sich mit
dem bereits fix und fertigen Baukörper
schöpferisch auseinanderzusetzen. Der
Ausstellung waren auch die gewünsch-
ten praktischen Erfolge beschieden, es
kam tatsächlich zur Bildung echter Ar-
beitsgemeinschaiteix zwischen llrbaucrn
und Ausstattcrn.
1m April und Mai wurden japanische
Farbholzschnitte des 17. bis 19. jahr-
hunderls aus dem Besitz des bedeutend-
sten österreichischen Sammlers auf die-
sem Gebiet, des Innsbrucker Apothe-
kers Mag. pharm. Franz Leckel gezeigt.
Da japanische Farbholzsehnitte im all-
gemeinen immer noch zu jenen Sammel-
objekzen zählen, die um verhältnismäßig
geringfügige Geldbeträge erstanden
werden können, trug diese Ausstellung
sicherlich dazu bei, die Aufmerksamkeit
der Interessierten auf ein Stoffgc-
biet hinzulenken, das - abgesehen von
seiner Eigenwertigkeit - gerade für dir:
Malerei des späten 19. und beginnenden
20. Jahrhunderts von so entscheidender
Bedeutung war. Es folgte im Maifjuni
eine kleine Schau von Werken einer na-
menlosen westfälischen Malergruppe un-
ter dem Titel „5 westdeutsche Maler".
Die Sommermonate Juli und August
stellten unter dem Motto „Form +
1 Max Klinger, Italienische Landschaft.
2 Fritz von Uhdc, Arhcitsslubc.
3 Carl Hofer, Damenbildnis
(Mndnmc Bnilhnchc).