schwer es ist, zur Einfachheit durchzudringen. Man ist so lange historisch iiberfüttert
worden, dass die moderne Entziehungscur einem nicht plötzlich all das Geglieder und
Profilzeug abgewöhnen kann. Immerhin ist von Bauer Gutes zu erwarten.
Von den ausländischen Meistern dieses Faches stehen Ashbee und Van de Velde
voran. Beide haben zahlreiche
Möbel und reichlichen Vorrath
ihres Metall-Kleingewerbes, den
Ashbee'schen Schmuck und die
Van de Velde'schen Leuchtkörper
mit eingerechnet; Ashbee übri-
gens auch die Druckwerke der
von ihm erworbenen Morris'schen
Kelmscott Press, ohne deren Ma-
schinen und Typen, die bekannt-
lich im British Museum kaltgestellt
wurden. Die Urwüchsigkeit beider
Künstler ist auch in Wien längst
anerkannt und bedarf hier keiner
Erörterung. Der gesunde Men-
schenverstand Ashbees, der allen
Dingen gleichsam die Quadrat-
Wurzel auszieht, hat etwas Er-
bauliches und Erziehliches, be-
sonders nach einer kleinen Orgie
in Schmuck und Überschmuck,
wie Wien sie von Zeit zu Zeit
durchmacht. Und Van de Velde
ist ein grosser Ermunterer zur
Courage,auch demMaterial gegen-
über. Strenge Materialmenschen
werfen ihm gerne vor, dass sein
Holz nicht holzmässig genug sei.
In der That, er scheint es mitunter
zu schmieden und zu treiben, wie
Eisen. Aber auch die Grenzen der
Materialmässigkeit verschieben
sich mitunter, und wenn nur erst
die Leute daran gewöhnt sind,
wird sogar das gebogene Holz als
holzmässig anerkannt. Die Er-
findung eines neuen technischen Hilfsmittels wird an sich schon oft den Begriff der Material-
mässigkeit erweitern. Schliesslich habenja die Materialien auch immer von einander geborgt.
Die Steinsäulen waren anfangs I-Iolzsäulen, die Reliefmuster der Alhambra waren einst
Teppiche u. s. w. Man wird sich also auch hier, wie in Musik und Dichtkunst, vor dem
Setzen definitiver Schlusspunkte zu hüten haben.
Die Van de Velde'schen Sachen sind von dem Pariser Kunsthause „La Maison
moderne" (julius Meier-Graefe) ausgestellt, das noch einen ganzen Orbis pictus
von Kleinkunst beigesteuert hat. Erwähnen wir die nachgerade wundervoll gewordenen
farbigen Seidenspitzen Felix Auberts, die Metallarbeiten (Schmuck und Geräth) von
Dufrene, Debain, Orazi, Biais und anderen. Auch Stoffe, die in der holländisch-
javanischen Batiktechnik (siehe unser Octoberheft) verziert sind, werden da vorgeführt und
finden verdienten Beifall. Das erwähnte Glasgower Zimmer rührt von den verschwägerten
Franz Hein, Am Drachensee