der Vorherrschaft der Assyrer, in Europa
seit dem XII. Jahrhundert Fussboden und
Wände bekleidete, sind weder jähem
Temperaturwechsel ausgesetzt, noch ist
ihr Verhalten gegenüber dem Wasser von
besonderer Wichtigkeit. Haltbarkeit und
gute decorative Gesammtwirkung ist das
Wesentlichste, was man zu allen Zeiten
von ihnen verlangte.
Das hatte eine Reihe von technischen
Proceduren und künstlerischen Wirkungen
zur Folge, man braucht beispielsweise nur
an das weite Gebiet der Incrustations-
technik zu denken, die in der übrigen
Keramik kaum eine Rolle spielen. Es ist
daher in der Sache selbst sehr wohlbe-
gründet, die Fliesen als ein abgesondertes
Gebiet, getrennt von der übrigen Keramik
zu behandeln, und Dr. R. Forrer in Strass-
burg, der rührige Sucher und glückliche
Finder auf den verschiedensten Gebieten Becher aus Silber, Pressburg iszo (Österr. Museum)
des Kunstgewerbes. dem wir bereits man-
ches höchst willkommene, übersichtliche Sammelwerk verdanken, nimmt einen vollkommen
richtigen Standpunkt ein, wenn er die Fliesen in seinem eben erschienenen Werkeik als
selbständiges kunstgewerbliches Arbeitsfeld behandelt. Auch ist Forrer nicht etwa durch
vorangegangene Beschäftigung mit Töpferarbeiten,
sondern scheinbar seltsamer, in der That aber
sehr naheliegender Weise durch seine Arbeiten
auf dem Gebiete des Zeugdruckes auf die Fliesen-
fabrication hingelenkt worden. Fliesenmuster
gaben ihm Anhaltspunkte zur Datirung von Zeug-
drucken und technische Parallelen, wie die Ver-
wendung von Druckmodeln, auf dem einen Gebiete
zum Malen, auf dem anderen zum Modelliren,
befestigten den inneren Zusammenhang beider
kunstgewerblicher Fächer. Forrers Arbeit ist ähn-
lich seinen früheren Publicationen mehr ein Beitrag
zur Geschichte des betreffenden kunstgewerblichen
Gebietes, als eine umfassende Geschichte, aber
indem sie einerseits grosse Gesichtspunkte fest-
zuhalten sucht, anderseits zahlreiches neues
Material in Behandlung nimmt, bietet sie einen
Beitrag von ungewöhnlicher Frische der Dar-
stellung und äusserst anregendem Reichthum an
neuem unverbrauchten Material. Ganz besonders
ist es die Periode des Mittelalters, für welche
t Geschichte der Europäischen Fliesen-Keramik vom
Mittelalter bis zum Jahre 1900, von Dr. R. Forrer. Mit
107 Tafeln (700 Abbildungen) in Licht- und Farbendruck.
nebst 200 Abbildungen im Text. Strassburg in Elsass, igoi.
Verlag von Schlesier und Schweikhardt. Druck von Text und
Wandarrn aus Bronze, Französisch Tafeln durch die Elsässische Druckerei zu Strassburg in
(Österr. Museum) Elsass, 4", 93 S.