Frant. Bilek. Seine grosse Holzplastik eines Calvarienberges, mit dem fast archaisch
starren Christus, dessen Dornenkrone ein ganzes Gestrüpp ist und dessen Stricke lang
niederhängen, macht einen fast wilden Eindruck. Der Hintergrund aus Brettern, mit
eingeschnittenen Umrissen von halben Figuren, nageldurchbohrten Händen, schmerzlichen
Köpfen, Inschriften, ist wie ein Blatt aus dem Skizzenbuch eines phantasirenden Zeichners.
Eine Gipsgruppe „Golgatha" zeigt eine alte Frau und ein junges Mädchen, jene von
Gram durchgeistigt, diese in leidenschaftlichem Schmerz hingesunken; höchst naturalistisch
alles. Zwei decorative Vasen sind ebenfalls sehr phantastisch erfunden. Studienköpfe,
Porträtmasken in Holz oder Thon zeigen eine durchdringende Art, die Natur zu fassen.
Eine weniger energische Eigenart ist Stanislav Sucharda, der sich im Künstlerhause längst
seine goldene Medaille verdient hat. Seine Märchenfigur, die Loreleyartig vom Felsen
herablauscht („Der Schatz"), ist von volksthümlicher Frische. Verschiedene Arbeiter-
darstellungen scheinen uns etwas zu anmuthig; reizend sind zwei Medaillons mit paus-
bäckigen Kindern. Auch eine frische Herrenbüste von Guido Kocian ist zu erwähnen.
Schliesslich sei auf das kleine farbige Gipsmodell für den Umbau der St. Georgskirche zu
Pilsen vom Wagner-Schüler Jan Kotera verwiesen. Der Cottagestil ist da in reizvoller
Weise kirchlich verwendet. Der viereckige Thurm mit seinen vier engelgekrönten Eck-
pfeilern, die die hohen Fenster zwischen sich fassen, die lauschige Thürnische zwischen
dem Glockenthurm und einem runden Spitzthürmchen, die bauernhausmässig breiten,
vielfach untergetheilten Fenster, das hohe, steile Dach - das alles gibt sich ländlich
anheimelnd, wie eine Villa des lieben Gottes. - In die nämliche Ausstellung wurde ferner
eine Anzahl Küstenstudien von Willy Hamacher (Berlin) eingereiht. Das Meiste ist Riviera
(Rapallo), Stimmungsstudien, gern mit Gelb am bewegten Himmel und hochaufspritzendem,
blauem Schaum. Ein Lieblingsmotiv ist hochgelbes Sonnenlicht auf einer Höhe, zu der
die schwärzesten Schatten hinanfluten. Dazu etwa noch gespenstig weisse Segel in der
Dämmerung oder im ersten Abendschatten, vielleicht von oben hinab gesehen und etwa
jenseits des Wassers der Hügel und die Häuser noch im Sonnenschein. So in einem sehr
guten, grossen Bilde: „Abendsonne (Rapallo)". In tiefer Dämmerung hingleitende graue
Barkensegel nebst zugehörigem Gemäuer erinnern in der schläfrigen Harmonie an Keller-
Reutlingen. Die blauen Bilder sind im allgemeinen weniger gut. Rivierablau - sogar
Schönleber musste sich daraus retten und Zoffkennt seine Gefahren besonders genau. Man
wird gläsern darin, wenn man es nicht wie Böcklin vergewaltigt.
GALERIE MIETHKE. Ein junger mährischer Maler, JozaUprka, den man kürzlich
bei Miethke kennen lernen konnte, verdient es, dass man sich ihn genau merke.
Er hatte mehrere Wände mit Studien aus dem nationalen Volksleben bedeckt. Auch in den
Bildern war die Figuren- und Kostümstudie die Hauptsache, während die Landschaft
unverhältnismässig schwach blieb. Der slavische Colorismus hat bekanntlich seine eigene
Note, in dem bei vielem Weiss (Halinaweiss und Waschblauweiss) ein lustiges Roth, Gelb
und Grün angeschlagen wird, das an Kürbisse, gelbe Rüben und Grünspan erinnert. Das
weibliche Kostüm in ein fröhliches helles Sonnenlicht zu stellen, dass es förmlich explodirt,
das ist die Passion Uprkas, und dazu hat er sich auch eine luftige, poröse Technik von
recht moderner Art gemacht. Wo er diese Figuren zu ganzen Schwärmen zusammenstellt,
gibt das ein förmliches Schmetterlingsgeüatter, aber er lässt sie auch im Gänsemarsch
einherschreiten, alle wie aus dem nämlichen Model geschossen. Dabei ist freilich nicht zu
übersehen, dass er sie gern verschönert; lauter Beautes, eine wie die andere, ja förmlich
glatte Puppenköpfe. Wenn er ein altes Weib oder einen abgearbeiteten Bauer nach der
Natur malt, ist mehr Charakteristik vorhanden. Was bei den Massenscenen empfindlich
mangelt, ist Luftperspective. Die Figuren kleben oft so zusammen, dass sie wie ein unend-
liches Tapetenmuster wirken. Mit der Landschaft wird aber überhaupt ganz summarisch
verfahren. Jedenfalls ist hier ein Talent zu beachten, das holfentlich an sich fortarbeiten
wird. Die ausgestellten Radirungen waren auch voll Talent. - Der zweite Ausgestellte