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Objekt: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 129)

Werner Kitlitschka 
Die Kartons 
für den Bilderschmuck 
des Wiener Opernhauses 
Ursprünglich hochgeschätzt, sind die Kartons für 
die in den Jahren von 1864 bis 1869 entstandene 
Bildausstattung des Wiener Opernhauses im 
20. Jahrhundert bisher nur wenig beachtet wor- 
den. Bruno Grimschitz erwähnt die zweifellos zu 
den Spitzenleistungen österreichischer Zeichen- 
kunst zählenden Schöpfungen in seinem an sich 
ausgezeichneten Buch über „Die österreichische 
Zeichnung im 19. Jahrhundert" nicht. Außer 
3 
Carl Rahl und Moritz von Schwind nahm Grim- 
schitz keinen der im Opernhaus tätig gewe- 
senen Maler in die allerdings bereits l928 er- 
schienene Publikation auf. 
Im Winter 1955156 stellte die Österreichische Ga- 
lerie Schwinds Entwürfe für die Opernbilder, 
darunter auch einige Kartons, aus. Weiters 
machte die im Jahre 1969 aus Anlaß des hundert- 
jährigen Bestandes der Oper veranstaltete Jubi- 
läumsausstellung auf die sorgfältig auf Leinwand 
kaschierten und gerahmten Kohlekartons aus 
dem Besitz der Graphisdwen Sammlung Albertina 
aufmerksam. Mit dem 1972 im Zuge der Erfor- 
schung der Wiener Ringstraße erschienenen Buch 
über das Opernhaus waren die wissenschaftli- 
chen Grundlagen gegeben, um die Kartons in 
4 
einer DOIIGBFGUSSTBIIUUQ prasemreren zu K! 
Die Albertina zeigt heuer in Schloß Graf 
bei Krems eine Auswahl aus den rund l4l 
tons und wird im nächsten Jahr einen we 
Teil des Depatbestandes ausstellen. 
Vor dem verhängnisvollen Brand des . 
1945 waren sämtliche Prachträume der V 
Oper mit Bildern ausgestattet. Sowohl d 
chitekten als auch die übrigen Mitglieds 
Opernhaus-Baukomitees sahen im maler 
Schmuck der Räume eines der wesentli 
künstlerischen Gebote. In Verbindung mi 
vorragender Dekoration und Marmorskuli 
von kühler Noblesse wurden die Werk 
Malerei vor allem zur Erreichung eines fe 
kostbaren Gesamteindrucks eingesetzt. D 
haltliche Seite der Bilder kam hierbei woh 
zu kurz, wurde jedoch der Gesamtwirkun 
zu den frühesten und führenden Gesamt 
werken im Bereich der Ringstraße zähl 
Räume untergeordnet. 
Beim Vergleich der ausgeführten Bilder rn 
gleich großen Kartons gewinnt man der 
druck, in den Malereien seien nicht alle 
lerischen Möglichkeiten ausgeschöpft W! 
die zur Realisierung der betreffenden Bilc 
zur Verfügung standen. Die Ausführun 
Kohlezeichnung auf Papier - eben als Ka 
erscheint als zweite autonome Möglichkeit 
dem Olbild beziehungsweise dem Fresk: 
Karton ist hier nicht primär eine im Arbei 
zeß notwendige Vorstufe der endgültiger 
führung, sondern ein selbständiges grapf 
Kunstwerk ohne - und dies ist besonders cl 
teristisch - die geringsten koloristischen P 
tungen. Zwei unterschiedliche künstlerische, 
chen" stehen zur Formulierung ein und des: 
Themas zur Verfügung. Diese „Zerspaltung 
Kunstgattungen hat bereits Hans Sedlma 
für das 19. Jahrhundert kennzeichnend h 
gehoben. 
Anläßlich einer Sitzung des Opernhau 
komitees kam der offizielle Grund für di 
schaffung und Aufbewahrung der Kartor 
Sprache: Die Zeichnungen sollten im Fall: 
terer Restaurierungen oder Erneuerunge 
Opernbilder als Unterlagen verfügbar sei 
die Künstler lag der Ansporn zu äußerst 
fältiger Ausführung iedoch gewiß nicht in 
Zweckbestimmung, ihnen schwebte vielme 
„reine" Zeichnung als besonderer künstler 
Wert vor. Die asketische, alles auf die Umr 
reduzierende Zeichenkunst John Flaxman 
Buonaventura Genellis oder die monume 
Kartons des Peter Cornelius waren nicht 
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