Friedrich Otto Schmidt. Kamin in Bräche sanguine
und zwanglos die müden Glieder dehnen kann; auf lauschige Winkel, in denen
er die Sorgen des Berufes vergessen will; auf Möbelgruppirungen, die ihm
gestatten, ein Buch, das Rauchzeug, all das, dessen er zu behaglichem Aus-
rasten bedarf, ohne sich zu erheben, mit einem Griffe zur Hand zu nehmen;
auf Geräthformen, die mit ihren glatten Flächen, ihren abgerundeten
Ecken zu keinerlei Vorsicht bei ihrer Benützung zwingen: in demselben
Masse lässt er sich im gesellig-festlichen Verkehre gerne über die Noth-
durft des Alltagslebens hinwegtäuschen, findet er in der Ausstattung seiner
Repräsentationsräume, in seinem Luxusmobilar mit Freuden Reminiscenzen
an entschwundene Zeiten sorglosen, durch uneingeschränkte Kunstschönheit
und etikettemässiges Betragen verfeinerten Lebensgenusses.
Dieses Streben nach einer Differenzirung des Salonlebens vom Alltags-
leben documentirt sich ja, ganz abgesehen vom Gebiete der Innendecoration,
in dem weitgehenden allgemeinen Conservatismus der gesellschaftlichen
Lebensformen: im Salon hat sich die alte, im Strassenleben immer mehr
verschwindende Sitte, der Dame den Arm zu reichen, unverändert fort-
erhalten; die Verbeugung als Gruss, die einstens auch auf der Strasse üblich
war, ist hier dem einfachen Hutlüften gewichen und beschränkt sich nur