ein trauriges Surrogat. Die Engländer haben
Recht: man muss das Kaminfeuer auch in der
That brennen sehen, lichterlohe Flammen, damit
einem warm wird. Auch unsere Tiroler Älpler
gruppiren ja die Stube um die Ofenbank. Aus
V diesen Gründen wird für den Kaminplatz auch
von Scott die meiste Decoration verwendet. Gla-
sirte Kacheln und Kupfertreibarbeit bilden den
Kamin selbst. Die Bänke um das Feuer herum
sind mit flacher Holzschnitzerei geziert, kleine
Fenster mit runden farbigen Scheiben lassen den
Durchblick in Nebenräume frei, die Decke ist ver-
täfelt, die Mauern sind in der Höhe mit figuralen
Darstellungen geschmückt. Baillie-Scott gehört,
wie man nun sieht, nicht zu jenen Architekten (wie
Van de Velde), die jedes sinnreiche, das heisst ent-
weder figurale oder botanisch und zoologisch
M. n. Baillie-Scott, bedeutsame Ornament a priori perhorresciren und
5mm n" sPeimimm" nur die reine Linie zulassen. Er liebt es ungemein,
Blüten, Blumen und Früchte in I-Iolz stilisirt, als
Schmuck zu verwenden. Allerdings ist das Bild als Wandschmuck im modernen
englischen Interieur nicht sehr häufig. Die Cultur der Bewohner ist weiter fort-
geschritten, als ihre Mittel es sind. Schlechte Originale will niemand mehr
in seinem Zimmer haben, gute kann der Bürgersmann nur in geringer Zahl
erwerben, und der Wandschmuck durch Repro-
ductionen ist nicht nach jedermanns Geschmack.
Aus diesen Gründen verwendet Scott auch feste
architektonische Wanddecoration statt aufgehäng-
ter Bilder oder Tapestry. Fast immer ist Holz in
allen möglichen Materialien und Farben - Scott
verschmäht ebensowenig wie Ashbee die Beize -
die Decoration. Die Village Hall in Onchan (Isle
of Man) ist in der Art gothischer Kirchen durch
Holzsparren und Querbalken decorirt. Die Farben
sind grün und blau, die Mauern mit Frescofriesen
verziert, das Dach ist schief, wie in einer Schiffs-
kajüte. Man sieht, auch officielle und öffentliche
Architektur kann billig, prunklos und modern sein,
allerdings in Onchan, Isle of Man. Diese ganze
Isle of Man scheint ja von Baillie-Scott einer ge-
deihlichen architektonischen Entwickelung zuge-
führt zu werden; ohne den Einfluss eines Mäcens,
lediglich durch die natürliche Erziehung des Pu-
blicumsgeschmackes kommt dort eine förmliche M,}{_Bai11ig-SCQ[{,Fgugeui1
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