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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Croatien und Slavonien

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Jurist. Die Bauern Prvcessiren mit Vorliebe, denn wo der Crvate sein gutes Recht hat, 
da ist er hartnäckig und auch auf das Tüpfelchen über dem „i" erpicht. Wenn aber der 
Croate auf dem Rechtsweg nicht zu seinem Recht kommen kann, ist er leicht geneigt, es 
mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Drei furchtbare und äußerst blutige Bauernaufstände 
in Zagorje, im XIV., XVI. und XVIII. Jahrhundert, sowie viele kleinere zu verschiedenen 
Zeiten wurden mit äußerster Grausamkeit unterdrückt, konnten aber den festen Sinn der 
eroatischen Bauern nicht brechen. Der Zagorjaner Volkstypus ist im ganzen Warazdincr und 
in dem größten Theil des Agramer Comitates in geschlossener Masse zu finden, verläuft 
aber bis an die Grenzen des Pozeganer Comitates und mischt sich dort mit dem Typus 
der schwarzhaarigen Croaten des Dravegebietes, ebenso wie im Süden mit dem derPosavaner 
Croaten. Diese Croaten sind weicher und leichtlebiger, ein vrrhältnißmäßiger Wohlstand 
lockert und mildert die Sitten. Das Volk zwischen der Drave und Save ist aufgeweckter, 
phantasiereicher, gesangskundiger als das in Zagorje; die Männer sind schlank und hoch 
gewachsen, die Frauen, besonders in dem Savegebiet, von außerordentlicher Schönheit, die 
noch durch eine antikisirende Tracht gehoben wird. Vor der Occupation Bosniens durch 
unsere Monarchie war Slavonien die Zufluchtsstätte von Räubern, die hier ihren Wechsel 
zwischen Ungarn und Bosnien hatten und in den weitausgedehnten Wäldern sehr schwer 
zu ergreifen waren. Baron Trenk trieb sie in die Enge, verschaffte ihnen aber eine 
Amnestie und nahm sie als Panduren in seine Dienste. Sie waren eine irreguläre Truppe, 
schändeten aber den eroatischen Namen, den sie zum großen Theil unberechtigt führten, 
durch Grausamkeiten. Noch vor fünfzig Jahren gab es im Pozeganer Comitat organi- 
sirte Räuberbanden, gegen die vergeblich Truppen aufgeboten wurden, und später noch 
machten sich einzelne Banditen berühmt, aber alle diese wilde Räuberromantik wurde 
allmälig vollkommen ausgetilgt und nun herrscht im ganzen Lande Ruhe, Ordnung und 
Sicherheit. Der Litauer Croate ist von sehr großer und sehr kräftiger Statur; das Litauer 
und das Otocaner Regiment zeichnet sich auch heute noch durch die besondere Schönheit 
des Menschenmaterials aus. Der Likaner ist unglaublich abgehärtet und trügt mitten im 
strengsten Winter bei 30 Grad Kälte die Brust nackt, so daß sie gleich dem Gesicht von 
Schnee und Eis bedeckt ist; er ist außerordentlich mäßig und genügsam, ertrügt mit 
Leichtigkeit die größten Anstrengungen, läuft an fast senkrechten Felswänden mit der 
Sicherheit einer Gemse entlang, spricht schön und volltönend und hat ausgesprochene 
rednerische Gaben. Conservativ, wenig nach Neuem strebend, in Tracht und Sprache von 
der Außenwelt wenig berührt, läßt er sich durch nichts verblüffen. Der Likaner verläßt 
seine Heimat auf viele Monate, um als Holzarbeiter in den Wäldern Croatiens und Slavo- 
niens soviel zu verdienen, daß er seine Familie erhalten kann, und kehrt dann wieder in seine 
wilden Gebirgsthäler zurück, wo er sich gerne, so lange das Geld reicht, frohe Tage gönnt.
	        
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