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auch nicht priuzipielle Äiideruiip^ erfahren. Ein slavonischcr Raiiernkmg
fcälll in einer Sammlung antiker Töpfereien nicht auf und .selbst der
elektrische Lichttr<äger kann seine Abstammung von der Öllampe oder vom
Kerzenhälter nur selten verleugnen. Alle diese Formen sind echte TypeU'
— geworden, gewachsen, nicht reißbrettgeboren und erklügelt.
Die berühmte Verbindung von Künstler, Handwerker und Kaufmann hat
nicht zu dem geführt, was man .sich von ihr erhoffte. Die Verbindung
von Architekt und Industrie wird es auch nicht, wenn sie nicht in ihren
natürlichen (irenzen bleibt. Und doch ist sie außerordentlich wichtig. Der
.Vrehitokt, soweit er Künstler ist, .spürt die Richtung der Lebens-
enlwicklung und gibt ihr .Uisdruck in dem, was er um die Menschen haut
und womit er .sie umgibt. Prunk und Repreäsentation wurde von ihm ebenso
erstmalig in eine Form gebracht, wie das Streben nach Eicht, Luft und
Bequemlichkeit. Der Architekt ist der Anreger sow'ohl jenes Gewerbes, das
Baimbrecherdiensle übernehmen wnll. als auch desjenigen, das sich auf
den Diebstahl an fremden Ideen und meist schlechte Nachahmung be
schränkt. Er ist der Rufer, der seit dem Ausslerben des Ilandw'erkers das
Gewissen der produzierenden Stände wachhält und der IVIitller zwischen
Publikum und Industrie, die ja kaum mehr einen direkten Kontakt mit
dem Verbraucher hat. Seine Idee kann sogar Type werden, insbesondere
wenn er sich nicht allzuweit von dem Canon der gewachsenen Form ent
fernt. Sie w-ird es aber in den seltensten Fällen, da eine moderne Type
industriell hergcstellt werden muß. Die Ausarbeitung liegt also beim
Werkstättenleiter, der alle Finessen der industriellen Produktionsmöglich
keiten ausnützen kann. Bei dieser Gelegenheit geht dann auch die eigene
Note des Künstlers verloren, die Form wird unpersönlich und farblos
und daher so unaulfällig, daß sie allgemein anwendbar wdrd.