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Walter Crane, "Pflügen und Säen". Schulwandtafel
„Shepherds Calender" sind nicht nur Beweise ganz fabelhaften künstle-
rischen Fleisses und erstaunlicher Erfindungskraft, sondern auch Werke
feinster Empfindung und Zeugen weisester Anpassung an die Forderungen
der Technik. Auch die Einzelnheiten und die äussere Form des Buches,
Vorsatzpapiere, Umschläge und Einbände, die uns, wie auf Seite 104-106,
schon ganz neuzeitig anmuthen, haben unter seinen Händen neue Gestaltung
gewonnen. Selbst dieAnzeige, die Einladungskarte, den Briefkopf verschmähte
er nicht, künstlerisch zu veredeln; insbesondere lieh er auch dem Volke, dem
handwerklich und fabriksmässig arbeitenden Volke, dem er sich gleich
Ruskin, Morris und anderen Führern der englischen Kunstbewegung in der
milderen Form des englischen Socialismus genähert hatte, gerne bei hervor-
ragenden Veranlassungen, etwa für einen Aufruf zur Maifeier, seine
künstlerische Kraft. Es sollte eben nicht nur kein Gebiet des Schaffens der
Kunst ferne bleiben, sondern auch kein Kreis des Volkes von ihm nahe-
gehender und verständlicher Kunst ausgeschlossen werden. Von Pose ist
hier nichts zu bemerken; die markig und leichtverständlich hingesetzten
Zeichnungen sind Proben ehrlichster, durch Miterleben gewonnener Über-
Zeugung.
Mit seiner Thätigkeit im Buchgewerbe stehen Cranes Schöpfungen auf
dem Gebiete der Tapete und Textilkunst in engster Verbindung.
Wie man sagt, kam der Künstler einmal zufällig darauf, dass ein Buch-
händler seine Kinderbücher in nicht ganz loyaler Weise als Schmuck für
Kinderstubenwände verwertete; da kam Crane der Gedanke, lieber gleich