Reizende Metallarbeiten, zumeist
Gold- und Silbertauschirungen in
Bronze und niellirte Silbergefässe
hatte das bosnische Kunsthandwerk
ausgestellt, das unter anderem auch
für das Pariser Haus Christofle arbei-
tet und den meisterhaften Entwürfen
I-I. Kautschs. sowie den charmanten
Zeichnungen der Frau A. Kautsch-
Radio die schönsten Muster dankt.
Russland hatte ausser den be-
reits bei Besprechung der Schmuck-
ausstellung erwähnten entzückenden
Nippes Faberges nur mehroder minder
gelungene Arbeiten im alten National-
stil ausgestellt, darunter vorzügliche
kirchliche Emails in reicher Silber-
fassung, die dem Hause M. 8: A.
Owtschinnikow in Moskau entstamm-
ten. - Japan glänzte durch die be-
kannten wunderschönen Leistungen
seiner Incrustationstechnik, vorzüg-
liche Emails und brillante Treib- und
Ciselirarbeiten.
Die Darbietungen der amerikanischen Edelschmiedekunst, insbesondere
des Hauses Tiffany 8: Cie., waren wohl, bei virtuosester technischer Tüchtig-
keit, in künstlerischer Hinsicht noch weniger europäischem Geschmacke
zusagend, als das amerikanische Geschmeide. Interessant waren nur Tiffanys
steinbesetzte und zum Theil niellirte Gefässe in altindianischem Charakter.
Sein hier abgebildetes grosses Prunkgefäss aus Bergkrystall und
Nephryt -- ein technisches Meisterwerk - ist in Formen gehalten, an denen
wir Europäer wohl mit dem besten Willen ebenso wenig Geschmack finden
können, wie an seinen überladenen, edelsteinbesetzten Emailvasen. Das
Tiffanfsche Tafelsilber verlor zum Theile alle Form unter dem verwirrenden
Schmuck moosartig krauser Reliefs. Ein riesiger Stehspiegel aus Silber,
dessen Aufbau und Decor man eine verunglückte Übertragung der lang-
weiligen Filigrantechnik ins Gigantische nennen könnte, wirkte wohl nur
durch das Silbergewicht imponirend; ähnliches könnte man von der „Adams-
Goldvase" sagen, einem acht Kilo in Gold wiegenden, edelsteingeschmückten
Prunkstück, dessen von Farnham im Detail mit viel Talent entworfener
und modellirter Reliefschmuck, das Wachsthum der Baumwollpflanze
symbolisirend die ganze Vase in ruheloser Überladenheit übersponn.
Mehr als die Geschmeidekunst noch scheint die Goldschmiedekunst
eines gediegenen historischen Untergrundes zu bedürfen, um auf dem schwer
bestellbaren Boden der modernen Kunst gute Früchte zeitigen zu können!
P. Farnham "Adams-Goldvase" ausgeführt von
Tiffany k Cie., New-York