Walter Crane, „Geburt der Venus" (Ölgemälde) x887
erinnern brauchen. In gewissem Sinne kann man sie den deutschen und
französischen Romantikem vergleichen, nur dass sie etwas später und in
einem anderen Lande und schon darum etwas anders kamen: in beiden
Fällen galt es aber einen Kampf gegen eine dogmatische, als classisch
geltende Schönheit, ein Streben nach inhaltlicher Bedeutung und seelische
Vertiefung im Gegensatze zu bloss formalen Reizen, dabei grössere
Naivetät und dennoch strenges Stilgefiihl, das für uns umso bedeutsamer
wurde, als das Festland unter Frankreichs Führung inzwischen auf den
meisten Gebieten der Kunst zu völligem Naturalismus übergegangen war.
Zunächst bethätigte sich die Freude der neuen englischen Schule an der
Natur wohl nur im Kleinen; die zarten, fein empfundenen Blumen in den
Vordergründen der Bilder sind so recht das Zeichen dieser Richtung. Im
Grossen suchte man, um die decorative Grundlage der Kunst nicht zu
verlieren, noch Anlehnung an Früheres, jetzt aber nicht mehr an die als
classisch geltende Zeit der Renaissance, sondern an das Quattrocento, an
die Meister vor RafTael, an die Präraffaeliten; im Kunstgewerbe fühlte man
sich gleichfalls durch die wundervollen Textilerzeugnisse und Drucke des
XV. Jahrhunderts angezogen.
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