MAK

Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 6 und 7)

K. k. Kunstgewzrbeschule in Prag, Entwurf aus der Specialschule für decorative Architektur 
(Professor Jan Kotefa) 
Meissen nahm er bei einem Lehrer der Meissnischen Fürstenschule täg- 
lichen Unterricht zur Erklärung der schweren mythologischen Dichter. Er las 
fleissig seinen Ovid und zahlreiche „ovidische Figuren" entstanden. Daneben 
schuf er zahlreiche grosse Tafelaufsätze für den Grafen Brühl, meist antiken 
Inhalts, die Neptuncascade, einen Bacchuszug, einen Pamass, ein Dianabad, 
einen Ehrentempel (1754), Herkules und Omphale u. s. w. Der Ehrentempel 
ist nur noch im Bilde erhalten; das Dresdner Kunstgewerbemuseum besitzt 
aber zwei Herkulesfiguren, als kräftige machtvolle Träger einer schweren Last 
aufgefasst, die wieder an das ganze barocke Formgefühl des jungen Kändler 
zurückdenken lassen, auch an jene Atlanten Permosers im Prinz Eugen- 
palais zu Wien. Seit Beginn der Vierziger-Jahre hatte unser Meister an- 
gefangen, für sein geliebtes Porzellan die ganze Welt der damaligen Kunst 
in den kleinen Figuren zu erobern. Er übertrug sie in sein Material und 
sprach dabei in den Formen des Rococo. Die Strassenausrufer nach den 
italienischen und französischen Vorbildern (Cris de Paris), die reizende Welt 
der Kinder (Boucher), die durch die Fremdartigkeit der Race und des Co- 
stüms auffallenden Darstellungen fremder Völker, zunächst der Chinesen, 
dann Stände und Berufsarten, die Genrescenen aus dem bürgerlichen Leben 
(als Schlagwort nenne ich Grenze), die in der Leidenschaft der Zeit begründeten 
jagdscenen und Thierhatzen, die als Schäfer und Schäferinnen verkleideten
	        
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