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Metadaten: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 232)

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Alr-Hizen bezeichnet), und dort soll eine große Fabrik lediglich nur für 
Europa gearbeitet haben. Es wurde aber auch in China nachgeahmt oder 
vielmehr gleicher Weise gearbeitet, und seine Decorationsweise noch in 
unserem Jahrhunderte z. B. von der Wiener Fabrik für europäische Formen 
benützt. Heute, wie gesagt, ist es bei den Kunstsammlern in Missachtung 
gefallen, das soll uns aber nicht veranlassen, den zahlreichen tadellosen 
Schöpfungen dieser Art, wie sie vor Allem mehrere Kästen in der Collection 
des Fürsten Liechtenstein füllen, keine Beachtung zu schenken. Beispiels- 
weise seien die Nummern 108-114. erwähnt. 
Die zweite Art ist diejenige des blauweissen, sogenannten Nanking- 
geschirres, die nicht minder zahlreich, nicht minder glänzend vertreten ist. 
Welche colossale, im Brand so schwer gelingende Gefäße und welche tadel- 
lose Ausführung des für unsere heutigen europäischen Fabriken so 
schwierigen ivBlau unter der Glasur-i. Hier in den Sammlungen Liechten- 
stein, Pallavicini, Schwarzenberg und eigentlich überall stehen die schönsten 
und vollkommensten Beispiele vom glänzendsten Schmelz und reinsten Blau, 
vBlau des Himmels zwischen den Wolken nach dem Regen-i, wie es sich 
ein chinesischer Kaiser bestellte. Das Genre ist ursprünglich chinesisch 
und gehört zur frühesten Decoration nach der Periode des reinen Weiß. 
Ebenso war es das früheste japanische Porzellan (16. Jahrhundert), und 
ist in beiden Ländern unausgesetzt bis auf den heutigen Tag als die 
-populärste Art von allen fabricirt worden Wir brauchen nur an unsere 
Weltausstellung von 1873 zu erinnern. Es ist decorativ für Tisch und 
Tafel, für Haus und Garten kaum ein dankbareres Gefäß zu denken. So 
ist es denn auch in Europa nicht blos in Massen importirt, sondern auch 
nachgeahmt worden. Die ganze Delfter Fayence-Fabrication ruht auf seiner 
Nachahmung, und alle Porzellanfabriken des achtzehnten Jahrhunderts haben 
"Blau unter der Glasuru nach japanischen und chinesischen Mustern gear- 
beitet. Heute übt es fast nur die Meißner Fabrik und kaum mit einiger 
Vollkommenheit, da das Blau im Feuer nur zu leicht in Fluss geräth und 
die Grenzen überschreitet oder unrein macht. Aber die Welt sollte endlich 
einmal des ewigen Zwiebelmusters satt werden! Dass es nicht allein richtig, 
ja nicht einmal gut und fein ist, zeigt der Anblick der vielen in der 
Zeichnung ihrer Verzierung so reich variirten Muster dieser Ausstellung. 
Noch ein drittes Genre von nAncienne qualite de Japonß, wie man 
früher sagte, zeigt die Liechtenstein'sche Collection in besonderer Zahl und 
Schönheit (Katalog-Nr. 63-72 und folgende), ein feines Genre, zierlicher 
in Form und Decoration als die beiden vorher geschilderten, Blumen und 
Blüthengesträuche mit bunten Vögeln, Ranken und Ornamente, in Blau 
unter der Glasur in Verbindung mit bunten Emailfarben auf der Glasur 
ausgeführt. Es wurde im siebzehnten Jahrhunderte zu Arita in der Provinz 
Hizen gearbeitet, früher durch die Holländer nach Europa gebracht und 
in den ersten Jahren in Meißen noch in der Zeit August's des Starken viel- 
fach nachgeahmt. Da es feiner und auch seltener ist als jene anderen
	        
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