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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

gedeihen in England noch genaue Acte, wie der von Strang. Von den Skandinaviem 
erwähnen wir den Dänen Kroyer mit seinen Herrenporträts von greifbarer 
Wahrheit und Liljefors mit seiner Fuchshatz in Schnee. 
Die einheimischen Secessionisten haben in so internationaler Gesellschaft 
einen schweren Stand, doch übertreffen sie unstreitig alle Erwartungen. Ihr 
Ehrenpräsident Rudolf v. Alt malt in erfreulicher Frische weiter. Ein grosses Salz- 
burg, sein neuester Stefansthurm, ein Wiener Petersplatz sind erstaunliche Blätter, 
Pilanzenstudien aus Gastein athmen eine unversiegliche Kraft der Naturliebe. 
Klimt bringt ausser einer Reihe höchst interessant beleuchteter weiblicher Porträt- 
studien ein für Excellenz Dumbas Musikzimrner gemaltes Supraport voll hoch- 
modernen Farben- und Formenreizes. Engelharts reilexreiche Freilichtstudien, 
seine überaus zierlich gegebene Sylphide („der Wind"), eine mit mächtigem 
Farbengefühl hingesetzte Spanierin sind vollwertig. lVlolls Schönbrunner Ruine, 
die ein warmer Lichtstrahl streichelt, und ein Lübecker Interieur von vielem 
Lichtreiz, dann Krämers und Bachers treffliche Porträts, die stimmungsvollen 
Landschaften von Bematzik, Jettel, Stöhr, Sigmund, Ottenfeld („Vedette") u. a., 
behaupten sich selbst in dieser Umgebung. Krämer („Verkündigung") und 
Kurzweil („Daphne") unternehmen auch grosse Lichtexperimente, in denen so 
manches malerisch glückt. Interessant ist es, dass einige der Jüngsten (l-Iochen- 
berger, Tichy, Hänisch, Kniis, Novak) von der Gesammtströmung getragen, zu 
wirklichem Erfolge gelangen. Falat in Krakau und Bukovac in Agram sind 
vortreülich und der junge Krakauer Mehotfer erregt durch den wuchtigen 
Colorismus eines grossen Damenbildes weitgehende Hoffnungen. 
Sehr bedeutend ist die französisch-belgische Plastik, deren Matador-e hier 
zum erstenmale erscheinen. Auguste Rodin sendet zahlreiche Proben seiner 
leidenschaftlich erregten Kunst; darunter Theile des Victor Hugo-Denkmals, mit 
dem tiefsinnigen Kopfe des Dichters, dann die berühmte, höchst persönlich 
gegebene Büste des Bildhauers Dalou, mehrere seiner energisch bewegten Gruppen 
und Figurengefiechte, darunter auch Skizzen zu Episoden, die an die sinnlichen 
Phantasien Felicien Rops' gemahnen. Ein ganzes Cabinet ist mit Werken Con- 
stantin Meuniers gefüllt, dessen Welt die „schwarze Gegend" des belgischen 
Borinage ist. An den Wänden hängen seine Pastelle, auf den Sockeln stehen seine 
bewunderungswürdigen Statuetten von Arbeitern, mit der Einfachheit und 
unverrückbaren Logik der antiken Statuen gegeben, und dabei absolut realistischer 
Ausdruck von Lebensformen unserer Zeit. Auch jene ergreifende Thierfigur ist 
darunter, der in unterirdischer Arbeit verkommene Grubengaul, über den eine 
ganze Litteratur geschrieben worden. Nicht minder reich vertreten ist Alexander 
Charpentier, der vielseitigste Plastiker und plastische Erfinder unserer Zeit. Seine 
energische oder hauchfein verschwirnmende Reliefkunst ist in zahlreichen 
Plaquetten ausgelegt, dazu kommt andere Kleinplastik verschiedenster Art; auch 
sein Schrank für Kinderwäsche mit meisterhaften Zinnreliefs ist da; und an den 
Wänden hängen seine originellen „gaufrirten Zeichnungen", in Papier gepresste 
Reliefs, zum Theil mit Farbendruck combinirt. Die entzückenden Kinderköpfchen 
von Jean Dampt sind gute Proben der nicht minder unerschöpflichen Bildner- 
kunst dieses hier noch fremden Pariser Künstlers von allererstem Rang. Carabin 
hat eine Reihe seiner pikanten Serpentinösen in Bronze geschickt, Baffier einiges 
von seinen neuesten Zinngebilden, Vallgren Mann und Frau fehlen nicht mit 
ihrer vielgestaltigen Kleinkunst. Ein Ehrenplatz im Halbrund ist dem ergreifenden
	        
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