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pflege August des Starken und seines Nachfolgers, deren Bedeutung eine
ausserordentliche ist. Und zunächst mussten diese Cabinetstücke vorge-
nommen werden, da die plastische Thätigkeit Meissens mit ihnen einsetzte.
In einem zweiten Werke wird
wohl Sponsel die so ausgedehnte
weitere Thätigkeit Kändlers für
die Kleinplastik behandeln und
wir werden dann klar erkennen,
dass der Ahnherr alles dessen,
was I-Iixth „Deutsch-Tanagra"
genannt hat, unser Johann Joa-
chim Kändler ist.
Es ist uns in Österreich die
Gestalt Permosers wohlbekannt.
Ich erinnere an seine Thätigkeit
für den Prinzen Eugen. Deutliche
Einflüsse seiner Kunstweise
können wir in Kändlers Jugend-
werken constatiren, die Sponsel
in zwei Grabdenkmälem in dem
Kreuzgange des ehemaligen
r W Franciscanerklosters in Meissen
Johann joachim Kändler, Fuchs mit Huhn nachgewiesen hat. Kändler zeigt
sich uns hier, wie in der Folge-
zeit, als starke kräftige Persönlichkeit, als ein echter Barockkünstler.
Und er machte dann den natürlichen Übergang zum Rococo an der
Manufactur mit, mit der er so eng verwachsen war. Nur dem weiteren
Umschwung zum Classicismus vermochte er sich nicht zu fügen. Mit sympa-
thischer Liebe hat Sponsel seinen Helden herausgearbeitet und ihn in allen
Dingen gegen I-Ierold ins rechte Licht gestellt. Seine Arbeit ist eine
überaus sorgfältige, sie beruht auf dem peinlichsten Quellenstudium. Er hat
die plastischen Anfänge der Fabrik erleuchtet und mit Hilfe der reichlich vor-
handenen Acten und Specificationen die frühe Thätigkeit Kändlers heraus-
gehoben, von der des früheren Modellmeisters Kirchner zum Beispiel
geschieden.
Das Buch setzt ein mit einer Schilderung der systematischen Pracht-
entfaltung des starken Königs. Die seit dem XV. Jahrhundert übliche Sitte, an
Fürstenhöfe bei festlichen Gelegenheiten hinter den Speisenden Prunk-
buffets mit dem ausgestellten Silberschatze des Hauses zu errichten, erweiterte
sich zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts dahin, derartige Buffets als fest-
stehende Ausstellungsobjecte herzustellen (zum Beispiel das bekannte Buffet
Eosanders von Goethe im Rittersaale des Berliner Schlosses). August der
Starke richtete bei der Hochzeit seines Sohnes mit der Tochter seines
kaiserlichen Herrn im Jahre 171g im holländischen Palais (jetzigen japanischen