41
EINE IDEALE OFFICIERSWOHNUNG 50 VON
P. G. KON ODY-LON DON Sie
IE Ereignisse der beiden letzten Jahre in Südafrika
haben die Augen der ganzen Welt auf die
englischen Armeezustände gelenkt und grelles
Licht auf gewisse Ubelstände geworfen, welche
die natürliche Folge des vorherrschenden
Systems sind. Zu diesen gehört vor allen
Dingen die Schwierigkeit - fast könnte man
sagen Unmöglichkeit - eines Avancements
von der Stufe des gemeinen Soldaten in das
Officierscorps. Im demokratischen England ist
eben der Officiersberuf von dem des Soldaten
strenge geschieden und von Alters her eines der Vorrechte der besitzenden
oder betitelten Classen geblieben. Der Officier muss ein Gentleman sein und
Privatvermögen besitzen. Seine Besoldung allein versetzt ihn nicht in die
Lage, seinen nothwendigsten socialen Verpflichtungen nachkommen zu
können, und diese Verpflichtungen bilden die Grundlage des Corpsgeistes.
Ihre Verabsäumung würde in den meisten Fällen
zu erzwungener Resignation führen.
Wenn man bedenkt, dass die Officiere der eng-
lischen Armee fast ausschliesslich aus den „Upper
Ten Thousand" recrutirt sind, aus Männern, die an
eine kostspielige und luxuriöse Lebensweise gewöhnt
sind, muss es einen komisch berühren, wenn man
hört, in welch karger Weise der Staat für den häus-
lichen Comfort dieser verwöhnten Leute sorgt. Vor
kurzer Zeit wurde von einem Mitgliede des englischen
Unterhauses im Laufe einer Debatte die Frage auf-
geworfen, woraus die vom Staate bewilligte Einrich-
tung einer Officierswohnung bestehe, undvon Mr. Brod-
rick auf folgende Weise beantwortet: „Die von der
Regierung bewilligten und gelieferten Einrichtungs-
stücke bestehen aus zwei Stühlen, einem Tische,
einem Schüreisen, einer Kohlenschaufel und einer
Kohlenzange!"
Diese Liste dürfte wohl kaum den bescheidensten
Ansprüchen genügen, und so sieht sich denn der
Officier gezwungen, die nothwendige Ergänzung aus
eigenen Mitteln vorzunehmen. Unter den gegenwär- Kuwgewexbeschule des k_k_
tigen Verhältnissen dürfte es dabei schwer fallen, der österreichischen Museums.
modernen Idee gerecht zu werden, dass die Einrich- speciahmlmfi""olmhmmm
_ _ _ (Professor Hermann Klotz),
tung einer Wohnung, um stilgerecht zu sein, den „Erinnerung", von j. Wildburger
40