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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 6 und 7)

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Eine ideale Officierswohnung, Pries aus dem Ante-room 
über den Wetterwolken ein neuer Tag auf; ein goldenes Sonnenross (die Begeisterung),von 
einer nackten Schönheit (der Poesie) an den Mähnen heraufgeführt. „Goldmähnig Füllen 
Skinsare" heisst ein solches Sonnenaufgangsross in der Frithjofsage. In der Mitte aber 
bringen drei schwebende Gestalten einen goldenen Dreifuss (Symbol des Altares der 
Wissenschaft) zur Erde herab: ein kraftvoller greiser Lehrer, ein weiblicher Lichtgenius 
(goldgeHügelt, nackt) und ein bekränzter Jüngling, der deutsche Student. Eine jener Alle- 
gorien also, die mit Hilfe eines Inhaltsverzeichnisses zu geniessen sind. Aber, wie gesagt, 
der Künstler hat vieles für sich und seine malerische Empfindung gerettet. Blühende,weich 
hinmodellirte Nacktheit, gleissendes Atridengold, wie er es unlegirt zu verwenden liebt, 
und einen Lichtvorgang als reines Phänomen, dessen physikalisches Wesen sich, man 
weiss nicht wie, in malerisches umsetzt. Das Ganze wird doch auf die Höhe von fast 
2c Meter einen leuchtkräftigen, mannigfaltigen Farbenfleck geben. Von der herberen 
Tonalität der drei Klimfschen Seitenbilder wird es freilich wesentlich abstechen. Ganz 
Matsch oder ganz Klimt wäre das Richtige gewesen. 
FRIEDRICH VÜN FRIEDLAENDER. Am 13. Juni ist der letzte Altwiener 
der Wiener Malerei gestorben. Rudolf v. Alt zählt hier nicht mit, weil er in den 
letzten fünfzehn Jahren doch viel Gegenwart in sich aufgenommen hat. Friedrich v. Fried- 
laender aber, ein Lieblingsschüler Waldmüllers, hielt bis an sein Ende unverbrüchlich 
die Tradition der alten Wiener Genreschule aufrecht. Sie kam von der niederländischen 
Sauberkeit und Behaglichkeit des XVII. Jahrhunderts her und war gross- oder 
kleinbürgerlich, aber jedenfalls echt bürgerlich. Unsere Biedermeierzeit pflegte sie mit 
Bewusstsein, auch in ihrem militärischen Genre. KraiTt und Schindler fanden ihre 
Fortsetzer in Pettenkofen und Friedlaender. Aber während Pettenkofen mit Wiener 
Schuhwerk in französische Fussstapfen trat, blieb Friedlaender altösterreichisch, wie es 
übrigens politisch einst auch jene Niederlande waren, deren Cabinetsmalerei die „Alt- 
wiener" in so localer Weise fortzusetzen wussten. Liebevolles Naturstudium, sorgfältigste 
Durchführung und das Suchen nach der Seele der Modelle, allerdings in dem damals 
beliebten novellistischen Sinne, als Erzähler mit dem Pinsel, das war der Charakter dieser 
Malerei. Dass Friedlaender gerade als „Invalidenmaler" populär wurde, war nicht seine 
Wahl. Er hatte, als Sohn der Zeit J. N. Geigers, historisch begonnen; costümhistorisch 
im Sinne der damaligen Akademie. Sein erstes ausgestelltes Bild hiess: „Mönche begraben 
einen Märtyrer." Er malte es noch in der Privatmalschule, die Waldmüller nach seiner 
Wegekelung von der Akademie in der Renngasse eingerichtet hatte. Friedlaender selbst 
schildert dies in einem selbstbiographischen Capitel über das Jahr 1848, das er auf Helferts
	        
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