Vasen, Porzellan, Rörstrand, Pariser Weltausstellung xgoo
Wege wies. Hier und mehr noch bei Belchers Concurrenzentwurf für den Neu-
bau desSouthKensington-Museums verschwindet dasDach mitseinen Schorn-
steinen hinter dem Kranzgesims und der Attika, die Facade wird symmetrisch
in geradliniger Flucht angelegt. Mit einer Halbsäulenordnung werden die
zwei unteren Geschosse, mit einer zweiten die Obergeschosse zusammen-
gefasst, eine Barockkuppel thront über dem Mittelbau. So steht die jüngste
Epoche englischer Kunst plötzlich wieder unter dem Zeichen akademisch
strenger Regelrichtigkeit. Mag sie auch von den besseren Architekten launig
und individuell gegeben werden, so werden doch die kleineren Geister
damit in gefährlicher Weise der Herrschaft der Schablone, der gedanken-
losen Schulmeisterei zugeführt. Übrigens huldigen auch unter den Jüngeren
gar nicht alle dem neuen Classicismus. I-Ienry T. Hare zum Beispiel errichtete
in Oxford 1893 bis 1897 das neue städtische Amtsgebäude (New Municipal
building) mit seinem glänzenden Festsaal und seiner edlen, feingegliederten
Sandsteinfacade im englischen Renaissancestil, Aston Webb und Ingres Bell
in Birmingham das Gerichtsgebäude (Victoria Law Courts x887 bis 1891)
als Backsteinbau, mit glänzender, tiefrother Terracottafacade in einer freien,
oft an reiche französische Motive anklingenden Renaissance. Da die Achse
der Bauten schräg gegen die Strassenflucht gerichtet ist, führt das zu einer
ausserordentlich reizvollen Gliederung der Facaden. Im Innern überrascht
die Klarheit der Grundrissanordnung und die ausserordentliche Feinheit
der Terracottaverkleidung der Wände, zum Beispiel in dem polygonen
Centrallichthof und in der grossartigen Eingangshalle mit ihren stimmungs-
vollen Glasfenstern. Webb, obwohl ein hervorragender Schüler der franzö-
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