Grundstein 1889 gelegt wurde. Das
Äussere wirkt unglaublich einfach. Auf
die uns unerlässlich scheinende Reprä-
sentation ist gänzlich verzichtet. Schon
die Grundrissanordnung ist originell,
indem sie das rechte Seitenschiff zu
einem Gang verschmälert, das linke aber
zu einer kleinen Nebenkirche erweitert,
die mit verschalten Tonnen gedeckt ist,
während sonst Kreuzgewölbe herrschen.
Der Hauptreiz des Baues liegt aber in
der individuellen Behandlung der For-
men. Sedding wagt es, in dieser, im
wesentlichen spätgothischen Kirche die
Kanzel und den Altar in einem an Kos-
maten-Decoration erinnernden Stile zu
schmücken und daneben Chorschranken
und Lesepult im freiesten Barock zu
geben. Aber zu den kostbaren, einge-
legten Marmorplatten der Kanzel har-
moniren die patinirten Barockbronzen _ A _
. . . Vase, Porzellan, königliche Fabrik Kopenhagen,
ebenso, wie das dunkle schmiedeeiserne pmw wdwßmnung m0„
Gitter der Orgelkapelle, das tiefgrüne
gebeizte Chorgestühl in modernisirter Frührenaissance mit Messing-
beschlägen. Man fühlt, wie hier ein Mann von exquisitem Geschmack
die stilistische Vielheit durch die Kraft der Stimmung vereinheitlicht hat.
Dabei ist alles Detail scheinbar anspruchslos, die vornehme Ruhe des Hauses
nicht störend, aber höchst solide, tüchtige Handwerksarbeit und vom
besten, oft kostbarsten Material. So gelingt es, der modernen Kirche die intime
Raumwirkung, die malerische Anmuth und den fesselnden Formenwechsel der
alten Kirchen zu geben und doch im Charakter der eigenen Zeit eigene
Kunst zu schaffen.
Unter den jüngeren, in gleichem Sinne für den Kirchenbau thätigen
Architekten seien neben dem Altmeister Sedding noch Leonhard Stokes,
der phantastische H. Wilson und der malerische Champneys erwähnt,
dessen luxuriösen Bibliothekbau in Manchester wir schon oben besprachen.
Ein selbständiges und durch seine Grössenverhältnisse imposantes Werk
ist auch die von Bentley errichtete römisch-katholische Kirche bei Victoria-
Station (London), ein ungeheuerer Backsteinbau, der wieder alle historischen
Motive von den frühchristlichen bis zur späteren Renaissance miteinander
verarbeitet.
So erweckt die neuere Bauthätigkeit in England im Kirchenbau wie in
der Profankunst überall die Empfindung, dass mit ausserordentlicher Sicher-
heit, mit einem hochentwickelten Geschmack, und trotz des enormen