MAK

Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 8)

 
Gobelin, schwedische Bauernarbeit nach älterem Muster, Pariser Weltausstellung 1900 
besten Platz hat. Die Bäume, die rechts und links im Vordergrund auf- 
wachsen und eine kleine biblische oder mythologische Scene einrahmen, 
biegen sich aus Rücksicht r nicht auf einen Wind, der durch ihre Kronen fährt, 
sondern auf die Bogen einer Supraporte oder eines Getäfels, das ihnen 
ihren Rhythmus übermittelt. Die ganze grosse französische, ideale Land- 
schaft steht unter diesen Gesetzen, und so delicat ihre Farben auch werden, 
so nobel ihre Tönung auch durchgeführt ist, sie klingen doch nicht von der 
Musik der frischen Luft, sondern von der des ornamentalen Zimmers. Wie 
wunderbar ist es, gerade in diesem Gebiete die Emancipation der neueren 
Farben zu beachten. Wie Fragonard der maitre peintre der Rococo-Idylliker 
ist, so ist Claude Lorrain derjenige der alten Landschaftsidealisten. Niemals 
ist der vornehme Kammerton seiner Compositionen und die Phantasie seiner 
classicistischen Vorstellungen übertroffen worden. Aber gerade er, der auf 
dem Gipfel einer Schule steht, sieht in die Zukunft. Aus der Ordnung der 
Farbe sieht er langsam die Poesie der Farbe sich entwickeln, aus dem rhyth- 
mischen Gesetz das musikalische Gesetz. Sein Münchener „Morgen" ist 
eines der ersten Beispiele der Verachtung von Coulissenanordnung inner- 
halb der idealen Landschaft zu Gunsten dieses schönen Effects, den eine volle, 
in die Mitte gestellte Baumkrone gegen den Himmel bietet. An diesen 
Wirkungen hat sich Turner aufgeregt, diesen Weg ist er weiter gegangen 
und schneller, als er wohl selbst glaubte, wurden ihm die Baumkronen zu 
Farbenbüscheln, die Paläste zu farbentriefenden Visionen und der Himmel 
zu einem wunderbaren, leuchtenden Teppich. Turner ist so wenig unver- 
mittelt, wie Rembrandt und Goya, aber er hatte das Glück, die Emancipation 
in sich zu erleben. Er ist der erste, der nur der Farbe nachfühlen kann, der
	        
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