Gobelin, schwedische Bauernarbeit nach älterem Muster, Pariser Weltausstellung 1900
besten Platz hat. Die Bäume, die rechts und links im Vordergrund auf-
wachsen und eine kleine biblische oder mythologische Scene einrahmen,
biegen sich aus Rücksicht r nicht auf einen Wind, der durch ihre Kronen fährt,
sondern auf die Bogen einer Supraporte oder eines Getäfels, das ihnen
ihren Rhythmus übermittelt. Die ganze grosse französische, ideale Land-
schaft steht unter diesen Gesetzen, und so delicat ihre Farben auch werden,
so nobel ihre Tönung auch durchgeführt ist, sie klingen doch nicht von der
Musik der frischen Luft, sondern von der des ornamentalen Zimmers. Wie
wunderbar ist es, gerade in diesem Gebiete die Emancipation der neueren
Farben zu beachten. Wie Fragonard der maitre peintre der Rococo-Idylliker
ist, so ist Claude Lorrain derjenige der alten Landschaftsidealisten. Niemals
ist der vornehme Kammerton seiner Compositionen und die Phantasie seiner
classicistischen Vorstellungen übertroffen worden. Aber gerade er, der auf
dem Gipfel einer Schule steht, sieht in die Zukunft. Aus der Ordnung der
Farbe sieht er langsam die Poesie der Farbe sich entwickeln, aus dem rhyth-
mischen Gesetz das musikalische Gesetz. Sein Münchener „Morgen" ist
eines der ersten Beispiele der Verachtung von Coulissenanordnung inner-
halb der idealen Landschaft zu Gunsten dieses schönen Effects, den eine volle,
in die Mitte gestellte Baumkrone gegen den Himmel bietet. An diesen
Wirkungen hat sich Turner aufgeregt, diesen Weg ist er weiter gegangen
und schneller, als er wohl selbst glaubte, wurden ihm die Baumkronen zu
Farbenbüscheln, die Paläste zu farbentriefenden Visionen und der Himmel
zu einem wunderbaren, leuchtenden Teppich. Turner ist so wenig unver-
mittelt, wie Rembrandt und Goya, aber er hatte das Glück, die Emancipation
in sich zu erleben. Er ist der erste, der nur der Farbe nachfühlen kann, der