V. Jahrgang
NEUBAUTEN UND CONCURRENZEN
Heft 12
Tafel 91.
Modernes Wohnhaus.
Architekt ST. KAEASIMEONOFF in Wien.
Tafel 92.
Villa Lieibenfrost am Semmering.
Architekt k. k. Baurath FEANZ EITTEE v. NEUMANN in Wien.
Dieses reizvolle Landhaus, an einein der schönsten Punkte des Semmering
gebietes gelegen, ist eigentlich der Ausbau einer älteren Villa, der erfolgte, weil
dem jetzigen Besitzer die vorhandenen Räume nicht genügten.
Die malerische Wirkung des Gebäudes wird durch reichliche Farbengebung
bedeutend erhöht. Der gemauerte Unterbau ist weiss verputzt, die Holztheile sind
braun gehalten, Fensterladen und Rouleaux blau, wovon das mit grün glasirten
Ziegeln eingedeckte Dach hübsch contrastirt.
Das Parterre enthält Halle, Herrenzimmer, Salon, Speisezimmer und Küche,
der erste Stock 3 Schlafzimmer und das Bad. das Dachgeschoss je 2 Fremden-
und Dienerzimmer, alles mit den erforderlichen Nebenräumen.
Auch in den Innenräumen findet sich bei stets gewahrter, dem ländlichen
Charakter entsprechender Einfachheit, eine geschmackvolle bis in die Nuance
sorgfältig abgestimmte Farbenvertheilung.
Tafel 93.
Entwurf für ein Museum
Architekt GYULA KANN in Budapest.
Ärehitekturskizze.
Architekt L. FIEDLEE in Wien.
Tafel 94.
Entwurf für ein Gymnasium in Mähr.~Ostrau.
Architekt IGNAZ FELIX in Mähr.-Ostrau.
Tafel 95.
Hausthor.
Architekt OTTO PEUTSCHEE in Wien.
Tafel 96.
Wohn^ und Gesehäftshaus in Wien,
I., kärntnerstrasse 8.
Architekt FRITZ LEONHARD in Wien.
Wandmusehel.
Architekt OTTO PEUTSCHEE in Wien.
Neue Fachlitteratur.
(Zu beziehen durch die Buchhandlung für Architektur und Kunstgewerbe Friedr. Wolfrum & Co. iu Wien I. und Leipzig).
Die deutsche Kunst des neunzehnten Jahrhunderts von Cornelius
Gurlitt. Mit 40 Vollbildern. Verlag von Georg Bondi in Berlin. Brosch.
Mk. 10.—, Halbfranz geb. Mk. 12’50.
Im schärfsten Gegensätze zu den meisten früheren Kunsthistorikern
fasst Gurlitt die kunstkritische Aufgabe dahin zusammen, dass schön sei,
was gefalle. Ihm sei schön, was ihm gefalle, Andern Anderes. Wie es
daher kein absolutes Urtheil in der Kunst gibt, so sind für Gurlitt auch
Kealismus und Idealismus relative Begriffe, die eine immer neue
Gestalt annehmen. Gurlitt untersucht mithin nicht, ob die Kunstwerke
ihm schön oder wahr erscheinen, sondern in welcher Absicht sie geschaffen
sind, und wie sie diese Absicht erreichen. Er weist nach, warum ein
Kunstwerk im Urtheil der Zeitgenossen und der Nachlebenden so ver
schieden bewerthet wird; er misst daher nicht nur die Kunstwerke a,m
Urtheil, sondern ebensosehr die Urtheile am Kunstwerk. Diese Urtheile
geben nicht den Inhalt des Kunstwerkes, sondern die wechselnde Stellung
des Betrachtenden wieder. In diesem Wechsel aber liegt der Kern der
Kunstgeschichte. Ihn gilt es darzustellen. So wird das Buch eine Kritik
der. Kritik,, ein Buch für Künstler und solche, die Künstlersinn verstehen
wollen, eine Absage gegen die Beurtheilung vom „höheren“ Standpunkt,
den einzunehmen Gurlitt auch den grössten Aesthetikern bestreitet. Ihm
genügt die Kunst, welche die Ziele ihrer Zeit erreichte, wenn diese
auch nicht die seinigen sind. Dadurch kommt bei aller Schärfe in der
Ablehnung der Aeusserungen anmassender Kunstgelehrter Gurlitt zu einer
grossen Milde den Künstlern gegenüber. Er ist das vollendete Gegentheil
der Einseitigkeit, die sich unter dem Stichwort Idealismus verbirgt,
weil er auch jener Kunst ihr Kecht lässt, die ihm nicht gefällt. Denn
er hält auch sich selbst nicht für befähigt zu absolutem, endgiltigem
Urtheil. Er verwahrt sich ausdrücklich gegen die Absicht, objectiv zu
schreiben. Denn objectiv zu urtheilen in Dingen, an denen man seelisch
betheiligt sei und für die es kein festeres Gesetz gebe, als das Empfinden,
sei unmöglich, so oft sich auch Kenner in dem Wahne befanden, es thun
zu können und Aesthetiker meinten, die Gesetze hierzu gefunden zu haben.