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sofort darüber klar zu sein, dass der Reiz des Kunstwerkes nur in einer
Umsetzung besteht, die in decorativen Gründen ihren Ursprung hat. Nicht
bloss die Schotten machen ihre Bilder so, dass sie farbige Punkte an der
Wand sind, sondern
wir alle empfinden alle
diese Bilder guter mo-
derner Künstler als ein
Stück Decoration vor
der Zimmerwand. Der
Impressionismus be-
gann mit Abtönungen,
mit Bindungen, die
durch die Auflösung der
gewohnten Farbenflä-
chen nöthig waren, er
schwor auf „Luft", nur
weil die Luft ein glän-
zendes Mittel maleri-
scher Wirkung ist, er
überwand die Luft und
betete das Licht an, das
noch tiefere decorative
Poesien gestattete, er
breitet sich über die gan-
ze Strecke aus bis in das
Märchen hinein, bis in
das Paradies, undimmer
nimmt er seine Stärke
aus jener decorativen
Mannigfaltigkeit, die un-
sere persönliche Herr-
schaft geggnübef der Seidenstoff, L'Art Nouveau. Bing. Pariser Weltausstellung zgoo
Natur gestattet. Wir
halten nur dasjenige Bild noch für gut, das in sich ein guter Farbenteppich
ist, je deutlicher es Abklatsch der Natur ist, desto mehr verachten wir es.
In demselben Masse, in dem wir freier wurden, wurden wir decorativer.
Wir übertreffen die Meister der Renaissance, die uns allein in der Form noch
decorativ wichtig sind, so dass wir den Galerieton brauchen, die Patina, um
ihre Farben zu binden. Nachdem sie die formalen decorativen Elemente der
Malerei ausgebildet hatten, war es unsere Aufgabe, es mit der Farbe ebenso
zu thun. Je schärfer wir die Geschichte ansehen, desto deutlicher erkennen
wir, dass der Charakter, der Fortschritt, alle Vervollkommnung der modernen
Kunst in dieser Farbe liegt. Was die Cornelius oder die Achenbachs oder die
Vautiers hinzugebracht haben, ist nichts gegen die Methode des Besnard,
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