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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 9)

berühmte Modelle namens 
Fanny Cornforth (die spätere 
Mrs. Schott) und Alice Wil- 
ding. Es ist die Meinung ver- 
breitet, Rossetti habe nur 
immer ein und dasselbe Ge- 
sicht gemalt. Dies ist ganz 
unzutreffend, denn die vier 
genannten Originale waren 
verschiedenartiggenug.Was 
aber zu dieser Auffassung 
Veranlassung gegeben hat, 
ist die allerdings mitunwider- 
stehlicher Macht auftretende 
Neigung Rossettis, den Ty- 
pus dieser verschiedenen 
Modelle in den seinem geisti- 
gen Auge vorschwebenden 
Idealtypus umzumünzen. 
Das verleiht den an und für 
sich so grundverschiedenen 
Köpfen Rossettis ihre Ge- 
meinsamkeit, ihre Ähnlich- 
keit für den oberflächlichen 
Dante Gabriel Rosseni, Beata Beatrix, 1863 Betrachten Mögliclhdass  
Siddal sich diesem Typus in 
weitgehendem Masse näherte. Seine schwärmerische Liebe zu ihr, die 
sich in einer auch für Rossettis Temperament höchst bezeichnenden 
Weise unter anderem darin äusserte, dass er nach ihrem Tode alle seine 
Gedichte in ihrem Haare vergrub und mit der Leiche der Erde übergab, 
legt diesen Gedanken nahe. Aber die oben genannten Eigenthümlichkeiten 
treten bei jedem Kopfe, den er zeichnet, hervor. Man vergleiche 
die beiden Köpfe in den Abb. S. 380 und 385, von denen der eine nach 
Elizabeth Siddal, der andere nach Frau Morris gezeichnet ist. Höchst 
bezeichnend schildert dieses krampfhafte Streben nach Verwirklichung seines 
Idealtypus ein Sonnet seiner Schwester Christina, das sich in deren 
gesammelten Gedichten findet. Es beginnt mit den Zeilen: 
One face looks out from all his canvases, 
One selfsame figure sits or walks or leans 
und endet mit den Worten: Not as she is, but as she fills his dream, Worte, 
die man für Rossettis gesammtes Kunstschaffen, insbesondere aber für 
seine Frauenköpfe als Motto hinstellen könnte. 

	        
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