Dante Gabriel Rosseni, Dantes Traum, m71
indem er ihm Käufer für seine Bilder verschaffte. Überhaupt trug er nicht
wenig dazu bei, dass sich um Rossettis Kunstschaffen in späteren Jahren
jener Mythus des Geheimnisvollen bildete, der, gerade weil Rossetti nie vor
die Öffentlichkeit trat, jedes seiner Bilder zum Gegenstande ganz besonderen
Interesses in den englischen Kunstkreisen machte.
Dieses Bekanntwerden Rossettis trat besonders von dem Jahre 1862 an
ein, wo er, nachdem ihm seine Frau zu seinem tiefsten Schmerze durch den
Tod entrissen worden war, sich in Chelsea niederliess und mit dem Novellen-
Schriftsteller Meredith und dem Dichter Swinburne zusammen ein Haus
theilte, beide ihm geistesverwandte Künstler, von denen namentlich der
letztere in einem innigen geistigen Verhältnisse zu Rossetti stand. Hier war
es, wo er zunächst sein berühmtestes und für seine Eigenart bezeichnendstes
Bild malte: die „Beata Beatrix" (Abb. S. 380). Es war die künstlerische That,
durch die er sich aus der Bedrängnis seines Kummers über die dahin-
geschiedene Geliebte rettete, er setzte dieser Frau damit gleichzeitig ein
Denkmal, wie es schöner und sinnvoller nicht gedacht werden kann. Noch
einmal stellte er ihre geliebten Züge dar, die zehn Jahre lang den Gegenstand
seiner künstlerischen Arbeit gebildet hatten. Aber er stellte sie in dem
Augenblick dar, wo der Geist, der sie belebt hatte, ihnen für immer Lebewohl
sagte. Ein Bild aus Dante drängte sich ihm wieder als vermittelnder Gedanke
auf. Beatrice, das Liebesideal des Dichters, sitzt auf dem Söller, als plötzlich