als er eben seine vom Publi-
cum förmlich verschlungenen
Gedichte herausgegeben hatte.
Freilich brachten diese
ihm eine bittere Erfahrung,
die für seine ohnedies schon
mangelhafte Gesundheit ge-
radezu verhängnisvoll werden
sollte: ein dunkler Ehrenmann
witterte in seinen Gedichten
den Hang des Dichters zu
widernatürlichen Lastern und
rief durch Veröifentlichung
seiner Ansicht einen Scandal
hervor, der Rossetti ungemein
aufregte. Er griff zu Chloral,
um seiner Schlaflosigkeit Herr
zu werden. Die Anwendung
dieses Mittels wurde zur Ge-
, , Lachenal, ,.Die Bescheidenheit", Fayence, m d 11' x
wohnheit und untergrub se1ne kLnainion o e n von
Constitution derart, dass der
Rest seiner Jahre eine lange Kette von Leiden, besonders seelischer Art,
wurde. Sein Tod im Februar 1882 war so für den noch nicht Vierundfünfzig-
jährigen eine Erlösung im wahrsten Sinne des Wortes.
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Mit Rossetti ist eine einzige Künstlernatur heimgegangen, die dem
Geistesleben ihrer Zeit eine neue Wendung gegeben hat. Er trat als Fremder
in eine fremde Geisteswelt ein. Wie aber seine Persönlichkeit auf alle, die
mit ihm in Berührung kamen, einen vollkommen mit sich fortreissenden
Eindruck machte, so lenkte er auch das Gefühlsleben seiner weiteren
Umgebung bald in die Geleise, die er in freier innerer Wahl gegangen war.
Und zwar heftete sich sein diesbezüglicher Einfluss nicht an ein einzelnes
Kunstgebiet. Er war künstlerisch ganz im allgemeinen vorhanden und
erstreckte sich zum mindesten auf Malerei, Poesie und Kunstgewerbe in
gleicher Weise. In der Poesie war er zwar nicht Schöpfer der Romantik an
sich, die schon bei Coleridge, Keats und Chatterton blühte und der Tennyson
einen classischen Ausdruck gegeben hatte; aber er ist der Vater jener in der
englischen Poesie auftretenden edlen Melancholie und hehren Sehnsucht, die
ihm aus Dantes Bildnis zurückstrahlte. Daneben hat seine Vorliebe für
einzelne, bis dahin vergessene oder ungekannte Dichter diese im heutigen
England geradezu zur Mode gemacht und ihnen zu der grossen Beliebtheit
verholfen, deren sie sich dort seitdem erfreuen. Dahin gehört die Artussage
(„Morte d'Arthur" von Sir Thomas Malory), aus deren Ideenkreis er selbst