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fullscreen: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 10)

mitthut, hat Dumba noch persönlich Schubert'sche Lieder einstudirt. 
Oder die „Landpartie", wo man im Hintergrunde Schubert und 
Kupelwieser auftauchen sieht. Wenn der alte Herr einen an diesen 
Wänden entlang führt und die Bilder bis in die letzte Einzelheit 
erläutert, kehrt ein eigenes, posthumes Leben in diese harmlos- 
ehrwürdigen Scenen ein. Das Hauptstück seines Schubert-Museums 
ist freilich der Handschriftenschatz. Da ist ein grosser japanischer 
Kasten mit Cloisonne-Füllungen, der ist randvoll mit Schubert-Hand- 
schriften. Sie sind tadellos und - man möchte sagen - mit einer 
Art feierlichen Respects geordnet. Jede Nummer ist in eine besondere 
Mappe gelegt und sechs hohe Stösse solcher Mappen sind in sechs 
kolossalen Cartons hermetisch verschlossen. Jeder Carton und jede 
Mappe trägt eine sauber gedruckte Etikette, die den Inhalt mit musik- 
geschichtlicher Genauigkeit angibt. Dieser echt wienerische Geistes- 
schatz wird einst ein kostbares Erbtheil sein. Dumba hat ihn seinerzeit 
mit Passion gesammelt. Der Hauptstock kommt von der Witwe 
Ferdinand Schuberts und der Frau Dr. Schneider, einer Schwester 
Schuberts, her. Dann wurde nach Möglichkeit Weiteres aufgespürt 
und der einmal vorhandene Vorrath übte auch seine natürliche 
Anziehungskraft auf einzeln Zerstreutes aus. Alte Herren und Damen 
brachten ihm heimlich gehegte Schubertiana und wünschten sie mit 
dem Übrigen verwahrt zu wissen. Ein Graf Breda z. B., der noch 
mit Schubert verkehrt hatte, oder die Schwestern Fröhlich, für die ja 
manches componirt war, so das „Ständchen" für Fräulein Kathi. So 
flogen die Tauben in diesen schönen Taubenschlag. 
Wie in jenem Schubert-Kreise Musiker und Maler im engsten 
Verbande lebten, so pflanzte sich die Überlieferung auch bei Nikolaus 
Dumba fort. Ein einseitiger Kunstfreund war er überhaupt nicht. 
Auch nicht in dem Sinne, dass er sich etwa in der Enge irgend einer 
ästhetischen Privatvorliebe eingemauert hätte. Er lebte mit den 
Zeiten, die kamen, und genoss sie nach einander, jede nach ihrer 
geniessbaren Eigenheit, er schritt immer vom Neuen zum Neuen 
fort. Jedes der Künstlergeschlechter, die in Wien der Reihe nach 
aufsprossten, hob er mit aus der Taufe. Er war kein Sammler nach 
älterem Schlage, sondern mehr ein Förderer und Mitkämpfer. Wenn 
der junge Kundmann den Schubert zu machen bekam, so hat Dumba 
es streitbar durchgesetzt. Wenn der junge Hellmer den grossen 
Kaisergiebel vom Mitteltempel des Reichsrathsgebäudes machen 
durfte, so dankt er es Dumba, der dies im blutigen Kampfe mit 
Theophil Hansen, dem grundsätzlichen Beschützer Vincenz Pilz' 
ertrotzt hat. Als Makart mit der „Pest in Florenz" jenes unvergessliche
	        
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