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Full text: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 9)

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und das mit „Klee, Wicken und Zaunrübe" nach Hammel können aber infolge Grösse und 
Reichthum des Musters, die begreiflicherweise sehr kunstvolles Weben erfordern, als 
technisch geradezu meisterhaft gelten. Den Laien interessirt jedoch natürlich vor allem 
die Zeichnung, und da kann vor allem die Arbeit Alfred Rollers und das Tischtuch im 
englischen Geschmacke von Rudolf 
Hammel hervorgehoben werden. 
Bei Roller ist besonders der reiche, 
und doch einfache Innengrund 
sehr trefflich gelöst, auch die 
Mitteltheile des Randes sind von 
besonders glücklicher Gestalt. Ge- 
genüber der gewaltigenKraft dieser 
Linien sind die Entwürfe Hammels 
zierlicher, wie ja eine gewisse 
Weichheit im Wesen dieses Künst- 
lers liegt. Er kann daher auch dort, 
wo er stark naturalistisch ist, wie 
bei etlichen dieser Gewebe, oder 
wo er selbst fremden Vorbildern zu 
folgen scheint, immer noch von 
eigenthümlichem Reize bleiben, 
da er eben Zartheit und Zierlichkeit 
nicht verleugnet. Haben diese be- 
sonders im Wirkungsgebiete der 
Hausfrau doch gewiss auch ihre 
Berechtigung. Die schon erwähnte 
Damastdecke „Klee, Wicken und 
Zaunrübe" leidet vielleicht an zu 
viel Detail ä man wollte hier eben 
ein Ausstellungswerk mit allen 
Bucheinband von P. Kersxen, AschalTenburg (gesetzlich geschützt) Kunststücken der-Technik zeigen_ 
aber das Kaffeetuch „Platanen" 
wirkt, besonders in Gelb, sehr ruhig und einfach; die „Ak3ZlEll" sind besonders in Lila 
sehr hübsch, das Handtuch am besten in Grün und Braun; das anglisirende Tischtuch 
ist wieder am schönsten in einfachem Weiss; „Kornblume" und „Märzveilchen" erfordern 
dagegen farbige Borte, um ganz zur Wirkung zu gelangen. Im ganzen kann man wohl 
hoffen, dass durch Fortsetzung solcher Versuche die österreichische Leinenweberei sich 
rasch auf bedeutende Höhe erheben wird. Dr, 
 
ASCHAFFENBURG. MODERNE BUCHEINBÄNDE VON P. KERSTEN. Als 
man in den letzten Jahren der Ausstattung der Bücher erhöhte Aufmerksamkeit 
schenkte, ging man daran, nicht nur die Schriftzeichen künstlerisch zu gestalten und durch 
Randleisten und anderen Buchschmuck die Einförmigkeit der Seiten zu unterbrechen, 
sondern auch das Gewand des Buches, den Einband in zweckentsprechender A11: künst- 
lerisch zu verzieren. England und Dänemark waren auf diesem Gebiete schon voraus- 
geeilt, Deutschland folgte nach und die hervorragendsten Künstler wie Eckmann, 
Behrens, Bürck, Adler und andere haben Entwürfe für Bucheinbände geschaffen. Von 
diesen Arbeiten verfolgen die einen den Zweck, durch placatartige Wirkung Reclame zu 
machen undlnteressefürden Inhaltdes Buches zu erwecken, andere dienen nurzurVerzierung 
des Bandes. Von letzterer Art sind die Bucheinbände von P. Kersten in Aschaffenburg und 
wir bringen einige Abbildungen von Werken dieses Künstlers, die uns seine Eigenart gut
	        
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