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richtigen hinstellt, lesen wir als einen interessanten Versuch mit Vergnügen,
ohne indes die Ergebnisse als zwingend und einwandfrei anerkennen zu
können. Einstweilen geben Van de Velde die zahllosen Nachahmer Recht,
die seine fein empfundenen
Linien vergröbern und da-
mit die Ermüdung unserer
Augen herbeiführen, die
wiederum nach Neuem ver-
langt. Von solchen Nach-
ahmungen ist die Dresdener
Ausstellung so gut wie frei.
Der metallene Wandarm
mit Laterne von I-Ians Frie-
del - München (ausgeführt
von R. Kirsch) ist eine selbst-
ständige ansprechende Lei-
stung. Ein Gleiches gilt von
dem messingenen Schirm" Internationale Kunsiausstellung zu Dresden, Kissen,
Ständer der Vereinigten entworfen von Frau Margarethe v. Brauchitsch
Werkstätten und dem Lam-
penhalter mit dem geschickt modellirten Hirschkopf von Karl Gross-Dresden.
Dieser Künstler, der die gesammte Auswahl der kunstgewerblichen Gegen-
stände getroffen und die Aufstellung geleitet hat, ist für die verschiedensten
Zweige des Kunstgewerbes gleichmässig begabt. Schmucksachen, Geräthe
in Silber, Zinn, Porzellan, ein I-Iirschfänger (vom König Albert von Sachsen
als Ehrengabe für verdiente Forstleute bestellt), ein Damencostüm, ein Kamin,
eine Thürumrahmung, elektrische Luster und Tischlampen - alles dies rührt
von ihm her, und alle diese Entwürfe zeugen von Geschmack und Stilgefühl.
Das Zinn haben ausser Gross vor allem Münchener Künstler wieder
zu Ehren gebracht; die Entwürfe von Hermann Gradl (Uhr und Wand-
brunnen), Berlepsch-Valendas (Vase) und H. Seb. Schmidt (Standuhr) sind
von L. Lichtinger-München trefflich ausgeführt. Es ist übrigens aus-
geschlossen, dass je das Zinn wieder die führende Rolle auf dem Gebiete
des Gebrauchsgeräthes erhalte. Die Vorzüge des Porzellans und des Stein-
guts sind doch zu bedeutend, als dass sie wieder verdrängt werden könnten.
Aber für künstlerische Einzelstücke wird das Zinn hoffentlich seinen Platz
behalten. Nennen wir schliesslich noch zusammenfassend als gute Stücke:
eine gute Stehlampe von Wilhelm und Lind, vortreffliche Kronleuchter,
nach Entwürfen von Karl Gross und Bernhard Wenig ausgeführt von
O. Schulz-Berlin, Messinggeräthe und Möbelbeschläge von Josef Lasser-
München, Beleuchtungskörper von v. Berlepsch-Valendas, ausgeführt von
R. Kirsch-München, ein Schreibzeug in grün patinirtem Messing von
Gurschner-Wien und ein Tintenzeug von Riemerschmid, ausgeführt von
Steinicken und Lohr-München.