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(H. Engelhard-Mannheim) vertreten, die das ausgebildete Stilgefühl dieses
vielseitigen Künstlers und seinen Reichthum an Erfindungskraft bekunden.
Interessant ist die reiche Ausstellung ungarischer Stickereien der Isabella-
Hausindustrievereini-
gung Pressburg. Es
ist ungemein erfreu-
lich, wenn gegenüber
der alles gleichma-
chenden Mode auch
die einem bestimm-
ten Boden und Volke
entsprossene heim-
ständige Kunst nach
Möglichkeit erhalten
und gefördert wird.
Mag man auch mit
Alois Riegl den dau-
ernden Erfolg dieser Internationale Knnstausstellung zu Dresden Kissen entworfen
Bestrebungen be" von Margarelhe Faltin, Dresden ,
zweifeln, so sind die-
se an sich doch nicht zu verwerfen, und man könnte es nur bedauern, wenn
die ungarische Stickerei, von der wir hier so interessante Proben sehen,
dem Untergange geweiht wäre. Anderer Art sind die Ziele der Kunstwebe-
schule des Berliner Lettevereines, für welche der Landschaftsmaler Walter
Leistikow und Gertrud Milde entsprechende moderne Entwürfe geliefert
haben, während für die königliche Kunstklöppelschule zu Schneeberg in
Sachsen noch die mustergiltig stilstrengen Entwürfe von Hermann Eckert-
Dresden massgebend sind. Nennen wir noch Hans Christiansen-Darmstadt
(Teppiche, Tapeten) und die Damen Fräulein Olga Schirlitz, Frau Margarethe
von Brauchitsch (beide in München), Margarethe Faltin-Dresden und Frau
Hottenroth-Leipzig, die mit zahlreichen gestickten Kissen und sonstigen
Stickereien moderner Art vertreten sind, so haben wir wohl die hauptsächlichen
Namen genannt, die für den Erfolg der Textilabtheilung in Frage kommen.
Schliesslich sei noch den Bucheinbänden ein Wort gewidmet. Die
besten stammen von P. Kersten-Erlangen, der mit langjähriger Erfahrung
in praktischer Thätigkeit eine vielseitige Phantasie innerhalb der stilistischen
Möglichkeiten entfaltet. In der Hauptsache geht er auf ein anmuthig
bewegtes Spiel von Linien aus, das oft mit wenigen Motiven reizvolle
Wirkungen erzielt. Nicht selten gibt er den Linien durch leicht angedeutete
Blätter ein pflanzlich-decoratives Gepräge. Neben Kerstens Einbänden
wirken die von Kolo Moser etwas steif und eintönig, während die von
J. V. Cissarz in ihrer feinen Linienornamentik das feinsinnige Talent
des Künstlers bekunden. Die Vorsatzpapiere von Erich Kleinhempel endlich
zeigen liebenswürdige Streumuster in japanischer Art.
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