432
Auf der Mathilden-
höhe steht die Colonie.
DieI-IäuserdieserKünst-
lerimit ihrem Inhalt an
Wohnungseinrichtung
und Schmuck jeglicher
Art, eine Gemäldegale-
rie, ein gemeinsames Re-
präsentations- und Fest-
haus bilden nun die
Ausstellung, die von
den Anzeigen stolz „ein
Document deutscher
Kunst" genannt wird.
Man merkt den unge-
heueren Fortschritt in
der Ausstellungstech-
nik. Man begann be-
kanntlich vor fünfzig
Jahren in Weltausstel-
lungen nach Völkern,
und innerhalb dieser
nach Industriezweigen
zu gruppiren; dann war
es der grosse Fortschritt
der Pariser Weltaus-
stellung des vorigen
Jahres, dass nach Fach-
gruppen gesondert wurde und erst innerhalb dieser die nationale und
politische Scheidung vorgenommen wurde. Aber noch immer musste als
unumgängliches Resultat die Häufung von Ausstellungsgegenständen ohne
festen innerlichen Zusammenhang bleiben. Und die Wirkung auf den
Beschauer, insbesondere auf den Laien, der durch die Ausstellung an neue
Formen gewöhnt werden sollte, blieb unrein, verwirrend. Eine grosse
Müdigkeit war das erste, oft das vorwiegende Resultat eines Ausstellungs-
ganges. Das ist nun in Darmstadt anders. Keine Ausstellung kann so
erzieherisch wirken wie diese. Vor allem gewinnt der Beschauer den
wahrhaft künstlerischen Eindruck der Harmonie. Und dann wird ihm,
da in jedem Hause das abgeschlossene Werk eines Mannes zu sehen
ist, die Möglichkeit zu persönlichem Urtheil gegeben. Während für die
Abwechslung und Individualität natürlich dadurch gesorgt ist, dass die
verschiedenen Künstler in ihren Darbietungen fast durchwegs gegensätzliche
Ziele verfolgen, ist die innerliche Einheitlichkeit dadurch hergestellt, dass
jedes Haus nur eine künstlerische Hand verräth, von einem Manne bis ins
Ausstellung der Künstlercolonie in Darmstadt, Haus Olbrich,
Gzrtenfacaden