die so gebaut sind, dass immer vor einem kleinen Arbeitsräume das eigentliche
Atelier liegt, so dass ein Abwägen der Distanz vom Werke und allerlei
Lichtveränderungen möglich sind. Der Unterbau des Hauses enthält die
gemeinsamen Fecht- und Turnräume, Junggesellenwohnungen, Secretariat,
commercielle Bureaux u. s. w.
Es scheint durch die fast allzulange kritische Betrachtung Olbrich'scher
Architektur dem zweiten Künstler Peter Behrens bereits Unrecht geschehen
zu sein. Der Quantität der Arbeit muss eben bei der Besprechung wohl oder
übel Recht werden. Das Behrens'sche Haus hat einen durchwegs anderen
Charakter als die Olbrich'schen Bauten. Beide Künstler sind, verstehe ich sie
recht, auf diese Constatirung stolz; man kann sich kaum Merkwürdigeres
vorstellen, als diese beiden durchwegs disparaten Persönlichkeiten und
Talente am ähnlichen Werke arbeiten zu sehen. Die Colonie birgt da zwei
Pole ästhetischer Eigenart. Ich möchte auch Behrens gegenüber so wie
bei Olbrich verfahren. Ich überschlage auch hier die theoretisirenden
Bemerkungen der Kataloge. Da sind Werke, die will ich getrost auf mich
wirken lassen.
Das Äussere des Hauses ist eher von französischer Art als wie - bei
Olbrich - nach Italien weisend. Die Geradlinigkeit der Conturen ebenso
wie das Material und der Decor - Backsteine mit aufgelegten grün-glasirten
Verblendsteinen (Lisenen) - bereiten auf den Eindruck des Inneren vor.
Hier ist alles streng und wo nicht hart und streng, doch feierlich. Das Leben
in diesem Hause soll festlich und gehoben sein. „Nichts Alltägliches wohne
in diesem Hause" könnte auf der Thür stehen, über der statt dessen, was
bedeutsam für die Colonie, aberdoch etwas hausbacken, derSpruch zu lesen ist:
„Steh fest mein Haus im Weltgebrausl". Das Behrens'sche Haus hat keine
Halle, auch kein rechtes Wohnzimmer. Stoffe fehlen in diesem Hause oft, sind
auch mit geringen Ausnahmen nicht gewünscht worden; Marmor, Cement und
Stucco sollen den Räumen künstlerisches Gepräge geben. Der festliche Mittel-
punkt des Hauses ist das Musikzimmer. Hier ist alles prächtig; Gold ist die
favorisirte Farbe. Der Raum hat in der That etwas vom florentinischen
Palazzo. Ich will es glauben, ein Medicäer unserer Zeit müsste solch einen
Raum haben. Die Wandverkleidung ist aus grauem und rothem Marmor, der
Parketboden aus siebenerlei Holz: amerikanischem Nussbaum-, Satin-, Maha-
goni-, Eichen-, Palisander-, Eben- und Ahomholz. Man kann sich die Farben-
pracht ungefähr ausmalen, wenn ich hinzufüge, dass dieDecke massiv vergoldet
ist. Das Zimmer zielt auf hieratisch festliche Wirkung. DerMittelpunktist natür-
lich das Pianoforte aus grauem Ahornholz mit schwarzen Füssen und Intarsien
aus mancherlei Holz, in der Form rechtwinkelig, sehr steif, sehr würdig.
Die Möbel dieses Raumes haben meist breite Armlehnen, die Beleuchtungs-
körper aus geschmiedeter Bronze und Eisen sind massiv, an den Wänden
gibt es blaue Spiegelgläser - wer zweifelt, dass dieser Raum eine festliche
Wirkung hervorbringt? Nur weiss ich nicht, ob für so sehr gesteigertes
Leben nicht die Vorbedingung eine grössere Reife des Künstlers wäre, ob