der phantastischen
Ausgestaltung en-
ge berühren, ist
noch allerlei unreif,
unfertig, ja manch-
mal in der That,
für den oberfläch-
lichen Beschauer
wenigstens, con-
structiv unbegrün-
det. Doch darf mit
Nachdruck be-
Ausstellung der Künstlercolonie in Darmstadt, Tintenfass, modellirt hauptet werden,
w" "m" dass Olbrich zuver-
lässiger, vor allem
ruhiger in der Farbenwirkung geworden ist. Eine besondere Freude war es
mir, zu sehen, dass er nun in den Werken fast immer, im Kataloge leider
nicht, auf sinnige allegorische Wirkungen verzichtet. Er hat es gelernt,
mehr durch den Gesammteindruck, als durch Details Stimmungen zu
erzielen. Ein sympathisches und für Olbrichs künstlerische Entwicklung
vielversprechendes Symptom ist seine jetzige Vorliebe für gerade Linien
und architektonisches Ornament. Wer weiss, wie qualvoll seine gekrümmten
halbkreisförmigen Möbel gewirkt haben, welch unheilvollen Einfluss manche
seiner Stilisirungen auf Jüngere ausgeübt haben, der freut sich bei jedem
Vorhange in Darmstadt, der als einzigen Schmuck kleine Quadrate in netter
Stickerei zeigt. DasWort „sobre" zur Bezeichnung künstlerischer Einfachheit,
das man bisher für den ideenreichen Meister nicht anwenden konnte, wird
nun bald für ihn Geltung haben.
Der dominirende Raum bei Olbrich ist die Halle. Das Interieur ist um
den Kamin, der an der einzigen Vollwand steht, gebaut, so dass hier der sichere
Stützpunkt gegeben ist. Die Decke ist nicht aus Holz, sondern einfach ver-
putzt, die Wände sind einfärbig grün getönt. Doch kommt alle Farbe, die
das Zimmer belebt, nur von der farbig reichgestickten Portiere, die mächtig
gross dem Hallenfenster gegenüberliegend und so stets beleuchtet, den Raum
vom Arbeitszimmer abgrenzt. Im Zimmer ist nur das nöthigste Mobiliar:
Bibliothek, Bänke, Armstühle. Der Raum bleibt für die Bewegung offen.
Aller Reichthum dieses Zimmers ist auf den Kamin concentrirt. Der ist aus
lichtem Urbanomarmor mit grossen Carneolen verziert. Ich finde dieses
Decorationsprincip verfehlt, dagegen scheint es mir ein guter Einfall, das
Clavier in die Höhe des zweiten Stockes zu legen, so dass man unten wohl
die Klänge vernimmt, aber das Technische des Spieles nicht beobachten
kann. Das anstossende Arbeitszimmer ist vom silbergrauen Ton der Moire-
verkleidung beherrscht, also sehr ruhig. Möbel und Wandvertäfelung aus
dunkelgrau polirtem Ahornholz unterstützen diese Wirkung. Jenseits des