für Durchschnittsmenschen passend einzurichten. Durch dieses Haus, diese
Interieurs ist der offenkundige Beweis erbracht, dass der neue Stil
nicht nur für Auserwählte, sondern jedem zugänglich ist. Das liebevolle
Eingehen auf Bequemlichkeiten, die
heiter gemüthliche Stimmung dieser
Räume sind ein ausgezeichnetes Ar-
gument dafur, dass Räume modern
sein können, ohne aufreizend und ver-
wirrend zu sein. Diese Interieurs als
Beispiel nehmend, darf man wieder
die Forderung aussprechen, dass für
junge Menschen unserer Generationen
nicht auf historische Möbelformen
zurückgegriffen werde und ein schönes
Wort Goethes (aus seinen Gesprächen
mit Eckermann) über die Einrichtung
von Räumen in historischen Stilen darf
man hiezu schreiben : „In eineml-Iause,
wo so viele Zimmer sind, dass man
einige derselben stehen lässt und im
Ausstellung der Künstlereolonie in Darmstadt, ganzen Jahre nur dreh? viermal hinein-
Halsketten, entworfen von Rudolfßosselt kgfnmt, mag eine Solche Liebhabe-
rei hingehen, und man mag auch ein
gothisches Zimmer haben, so wie ich es ganz hübsch finde, dass Madame
Panckaucke in Paris ein chinesisches hat. Allein ein Wohnzimmer mit so
fremder und veralteter Umgebung auszustafflren, kann ich gar nicht loben.
Es ist immer eine Art von Maskerade, die auf die Länge in keiner Hinsicht
wohlthun kann, vielmehr auf den Menschen, der sich damit befasst, einen
nachtheiligen Einfluss haben muss. Denn so etwas steht im Widerspruche
mit dem lebendigen Tage, in welchen wir gesetzt sind, und wie es aus einer
leeren und hohlen Gesinnungs- und Denkungsweise hervorgeht, so wird es
darin bestärken." Diese Worte dürfte man wohl als Motto über eine Geschichte
des Kampfes um das neue Kunsthandwerk aufnotiren.
Von einzelnen Gegenständen, Werken der Kleinkunst wäre, soweit
Behrens, Christiansen und Olbrich die Schöpfer sind, noch viel zu berichten.
Doch ist über die wesentlichen Eigenschaften der Künstler schon genügend
gehandelt worden. Von Behrens muss eine neue Schrifttype besondere
Erwähnung finden, die von der Rudhard'schen Giesserei gegossen wurde,
von Olbrich verdient ein neues Clavier, auch in der technischen Anlage ein
Novum, einige Worte. Vor allem fällt auf, dass der Bau nicht mehr wie
früher auf schlanken Füssen steht, die jeden Augenblick umzukippen
drohen. Man hat bei diesem Flügel nicht mehr das peinliche Gefühl,
einen mächtigen Körper auf ungenügendem Unterbau ruhen zu sehen.
Das Clavier baut sich auf breiten, bankartigen Stützen auf, steht also