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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901/ Heft 10)

für Durchschnittsmenschen passend einzurichten. Durch dieses Haus, diese 
Interieurs ist der offenkundige Beweis erbracht, dass der neue Stil 
nicht nur für Auserwählte, sondern jedem zugänglich ist. Das liebevolle 
Eingehen auf Bequemlichkeiten, die 
heiter gemüthliche Stimmung dieser 
Räume sind ein ausgezeichnetes Ar- 
gument dafur, dass Räume modern 
sein können, ohne aufreizend und ver- 
wirrend zu sein. Diese Interieurs als 
Beispiel nehmend, darf man wieder 
die Forderung aussprechen, dass für 
junge Menschen unserer Generationen 
nicht auf historische Möbelformen 
zurückgegriffen werde und ein schönes 
Wort Goethes (aus seinen Gesprächen 
mit Eckermann) über die Einrichtung 
von Räumen in historischen Stilen darf 
man hiezu schreiben : „In eineml-Iause, 
wo so viele Zimmer sind, dass man 
einige derselben stehen lässt und im 
Ausstellung der Künstlereolonie in Darmstadt, ganzen Jahre nur dreh? viermal hinein- 
Halsketten, entworfen von Rudolfßosselt kgfnmt, mag eine Solche Liebhabe- 
rei hingehen, und man mag auch ein 
gothisches Zimmer haben, so wie ich es ganz hübsch finde, dass Madame 
Panckaucke in Paris ein chinesisches hat. Allein ein Wohnzimmer mit so 
fremder und veralteter Umgebung auszustafflren, kann ich gar nicht loben. 
Es ist immer eine Art von Maskerade, die auf die Länge in keiner Hinsicht 
wohlthun kann, vielmehr auf den Menschen, der sich damit befasst, einen 
nachtheiligen Einfluss haben muss. Denn so etwas steht im Widerspruche 
mit dem lebendigen Tage, in welchen wir gesetzt sind, und wie es aus einer 
leeren und hohlen Gesinnungs- und Denkungsweise hervorgeht, so wird es 
darin bestärken." Diese Worte dürfte man wohl als Motto über eine Geschichte 
des Kampfes um das neue Kunsthandwerk aufnotiren. 
Von einzelnen Gegenständen, Werken der Kleinkunst wäre, soweit 
Behrens, Christiansen und Olbrich die Schöpfer sind, noch viel zu berichten. 
Doch ist über die wesentlichen Eigenschaften der Künstler schon genügend 
gehandelt worden. Von Behrens muss eine neue Schrifttype besondere 
Erwähnung finden, die von der Rudhard'schen Giesserei gegossen wurde, 
von Olbrich verdient ein neues Clavier, auch in der technischen Anlage ein 
Novum, einige Worte. Vor allem fällt auf, dass der Bau nicht mehr wie 
früher auf schlanken Füssen steht, die jeden Augenblick umzukippen 
drohen. Man hat bei diesem Flügel nicht mehr das peinliche Gefühl, 
einen mächtigen Körper auf ungenügendem Unterbau ruhen zu sehen. 
Das Clavier baut sich auf breiten, bankartigen Stützen auf, steht also 

	        
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